Nordschweden

Nach einer interessanten Woche auf den Lofoten stehen uns nun ein paar Tage mit längeren Fahrstrecken bevor. Wir folgen zunächst der E10 Richtung Narvik und verabschieden uns dort von der Nordsee. Kurz darauf passieren wir die Grenze nach Schweden und fahren durch endlose Wälder und an unzähligen Seen vorbei bis in den kleinen, aber bei den Schweden sehr beliebten Abisko-Nationalpark. Unterwegs sehen wir sogar einen Elch.

Für die Fahrt mit dem Sessellift auf den Nuolja sind wir ein bisschen zu spät dran, aber bei einem kleinen Spaziergang finden wir einen ganz tollen Fluss, der zum Fotografieren einlädt. Hierbei stelle ich auch begeistert fest, dass ich nach unserem gestrigen Aufstieg auf den Offersøykammen diesmal keinen Muskelkater habe. Hat sich die viele Wanderei der letzten Wochen doch gelohnt.

Am nächsten Tag erreichen wir Kiruna, Schwedens nördlichste Stadt. Sie ist erst 122 Jahre alt und entstand als Siedlung für das dort ansässige Eisenerzbergwerk. Da vor ein paar Jahren festgestellt wurde, dass auch direkt unter der Stadt einiges an Erz vorhanden ist, wird die komplette Stadt nun um ein paar Kilometer nach Osten versetzt. Die neue Stadt gleicht noch einer riesigen Baustelle. Trotzdem ist die alte Innenstadt schon ziemlich ausgestorben. Überall Geschäfte, die mit Ausverkauf werben oder schon ganz geschlossen sind. Auch viele Wohnhäuser stehen leer. 

Während unserer Weiterfahrt durch die unendlichen Weiten Nordschwedens fällt uns auf, dass hier oben schon der Herbst Einzug hält. An einigen Bäumen verfärben sich die Blätter schon gelb. Außerdem finden wir hier die Einsamkeit, nach der wir uns auf den Lofoten gesehnt haben. Man begegnet nur alle paar Minuten einem anderen Fahrzeug und auf den Stellplätzen stehen nur wenige Camper.

In Jokkmokk übernachten wir auf einem großen Campingplatz mit riesigem Spielplatz, den die Mädels fast für sich alleine haben. Sogar ein Schwimmbad gibt es hier, das jedoch schon seit einer Woche geschlossen ist. Auch hier sind so wenige andere Urlauber, dass die Anlage schon fast wie eine Geisterstadt wirkt.

Jokkmokk selbst ist schnell besichtigt und für uns geht es weiter Richtung Süden. Wir halten kurz in Arvidsjaur und bestaunen ein Kirchdorf (Kyrkstad). In den Hütten haben vor allem Samen vorübergehend gewohnt um an der für sie vorgeschriebenen Mindestanzahl an Gottesdiensten teilzunehmen. Solche Dörfer gibt es an vielen Stellen in Nord- und Mittelschweden.

Nach einer ruhigen Nacht an einem schönen See verbringen wir am nächsten Morgen noch ein paar Stunden alleine am Strand. Hier gibt es sogar eine Tonne mit Sandspielsachen zur Selbstbedienung. 

In Sorsele machen wir den größten Einkauf unserer bisherigen Reise. Wir wollen die nächste Woche auf dem Vilmarksvägen verbringen und dabei möglichst ohne zwischenzeitliche Ver- und Entsorgung auszukommen. Vorher verbringen wir aber noch mal eine Nacht auf einem wirklich ganz tollen Campingplatz. Wir waschen mal wieder unsere ganze Wäsche – wahrscheinlich das letzte Mal auf unserer Reise. Die Küche ist hier so gemütlich, dass wir mal nicht im Bus kochen und essen, sondern es uns dort vor dem Kaminfeuer gemütlich machen. Und auch das W-LAN hier bekommt von den Mädels 5 von 5 Sternen.

Wir sind in den letzten 4 Tagen 947 Kilometer gefahren.

Lofoten

Unser Aufenthalt auf den Lofoten beginnt mit sehr viel Regen und Wind. Auf der Insel Austvågøy steuern wir zunächst das Fischerdorf Laukvika an. Dort gibt es einen Wohnmobilstellplatz direkt am Hafen, wo wir mal wieder Wäsche waschen und duschen können. Auch Strom ist inklusive, was uns entgegen kommt, da durch die dicken Wolken unsere Solarplatte nicht die volle Leistung bringt. 

In einer Regenpause erkunden wir den Hafen und das Dorf. Wir finden riesige Gestelle zum Fisch trocknen und die kleinste Touristeninformation, die wir je gesehen haben. Beeindruckend ist auch das Denkmal für die auf See umgekommenen Fischer. Ganz viele Wellenfotos und einen schönen Sonnenuntergang gibt es auch noch obendrauf. 

Am nächsten Tag tingeln wir über die Insel, machen kurz Halt am Rastplatz Austnesfjorden mit toller Aussicht. Hier packen wir dann sogar den Tee aus, von dem ich nicht dachte, dass wir ihn brauchen würden.

Die Stadt Svolvær und die Vågån-Kirche in Kabelvåg hauen uns dann nicht so vom Hocker. Dass wir dort nicht viel Zeit verbringen, kommt uns in Henningsvær zugute, wo wir einen netten Stellplatz bekommen. Hier stellen wir auch zum ersten mal fest, wie viele Touristen sich im August noch auf den Lofoten tummeln. Die zu bezahlenden Stell- und Campingplätze sind schon relativ leer. Die kostenlosen Parkplätze sind aber zu dieser Zeit noch gerammelt voll.

In Henningsvær haben wir uns die Wanderung auf den Heia vorgenommen. Aber nachdem wir schon zum Einstieg über viele Steinblöcke kraxeln müssen und sich das auf absehbare Zeit auch nicht zu ändern scheint, brechen wir die Tour ab und unternehmen lieber einen Spaziergang durch den Ort. Dort kommt dann auch endlich mal die Sonne raus und es entfaltet sich der ganze Charme dieses Fleckchens: eine nette Mischung aus Fischer- und Künstlerdorf mit einem Schuss Touristenbespaßung. Wir besuchen natürlich auch den bekannten Fußballplatz am Ende der Inselkette, über die sich der Ort erstreckt. Und auf dem Rückweg gibt es lecker Pommes und Fisch.

Man könnte meinen der Tag war schon schön genug, aber wir setzen unseren Weg auf die Insel Gimsøy fort und entdecken dort die idyllisch gelegene weiße Holzkirche. Nach einer ausgiebigen Pause zum Füße ins Wasser strecken und Seele baumeln lassen, machen wir uns schließlich auf die Suche nach einem Platz für die Nacht. Diesen finden wir direkt an einer sehr ruhigen Straße auf einer urigen Ebene. 

Da der nächste Tag schönes Wetter bringt, nehmen wir uns eine weitere Wanderung vor. Diesmal auf den Mannen, von dem aus man einen tollen Blick auf den Haukland Beach und Uttakleiv hat. Leider ist auch hier der angepeilte Parkplatz schon voll, so dass wir uns erst mal unter dem Berg durch einen engen Tunnel mit gelegentlichen Ausweichbuchten schlängeln, um den Gipfel von der anderen Seite zu stürmen. 

Die Wanderung ist wirklich schön und auch von den Wanderzwergen kommt bis auf die Bemerkung, dass wir im Urlaub viel öfter wandern als zuhause, keine Beschwerde. Nach einigem Klettern erreichen wir den Bergrücken und haben atemberaubende Blicke in die Täler zu beiden Seiten. Hier beschließen wir dann aber  schon unsere „Gipfel-Sprite“ zu trinken und nicht mehr über den Kamm bis zum eigentlichen Gipfel zu laufen. Das ist uns dann doch ein bisschen zu anspruchsvoll für unsere Mitwanderer mit einer Größe unter 1,50m.

Nach einem Abstecher nach Eggum peilen wir einen Campingplatz für die Nacht an, der uns schon am Vormittag ins Auge gefallen war. Vor Ort müssen wir leider feststellen, dass wir schon mitten in der Nachsaison sind und der Platz nur noch Donnerstag bis Sonntag geöffnet ist. Leider ist heute Montag. Auf die Schnelle machen wir eine deutsche Auswandererfamilie aus, die Stellplätze auf ihrem Grundstück anbietet. Wir werden herzlich empfangen und dürfen im Bad unserer Gastgeber duschen. Eine echte Wohltat nach unserer Bergsteigerei.

Der nächste Tag drückt mit erneutem Regen auf unsere Stimmung. Und irgendwie bekommen wir langsam einen Lofoten-Koller. Die Natur hier ist einfach unglaublich, aber nach dem 10. Tunnel, der 15. Brücke und dem 20. Parkplatz mit gigantischer Aussicht stumpft man doch etwas ab. Und der Kampf um den schönsten oder praktischsten Stellplatz ermüdet auch irgendwann. So langsam sehnen wir uns wieder nach etwas mehr Einsamkeit. 

Zunächst fahren wir aber noch weiter in den Süden. Per Zufall stolpern wir über das bekannte Lofoten-Boot, das ich natürlich auch fotografieren muss. Auf Flakstadøy machen wir nur ein paar kurze Fotostops und auf Moskenesøy steuern wir direkt einen Campingplatz an. Hier wollen wir mal 2 Nächte stehen und ein bisschen relaxen. Das Wetter wird erst übermorgen wieder gut und Duschen, Spielplatz und W-LAN werden von allen Busbewohnern hoch geschätzt, wenn man den Luxus nicht permanent zur Verfügung hat.

Nach einer sehr stürmischen und regenreichen Nacht schauen wir uns am nächsten Vormittag ein bisschen in Å und Reine um. Die Orte sind schön, aber ziemlich überlaufen. Die südlichste der Lofoten-Inseln bietet einfach nicht viel Platz, ist aber wegen ihrer tollen Natur ein absoluter Touristenmagnet. Wir beschließen den Tag mit einer Tiefkühlpizza aus dem Campingplatz-Backofen ausklingen zu lassen.

Als am nächsten Tag endlich wieder die Sonne raus kommt, packen wir unsere sieben Sachen und treten den Rückweg an. Wir verlassen die Lofoten aber nicht ohne eine letzte Wanderung. Diesmal steht der Offersøykammen auf dem Plan. Wir bezwingen 450 Höhenmeter auf 2,5 km Wegstrecke und werden mit einem unglaublichen Rundblick belohnt. Ein tolles Finale für unsere Woche auf den Lofoten. Nach einem wohlverdienten Festmahl bestehend aus Kartoffelbrei, Erbsen, Möhren und Bratwürsten fahren wir noch ein Stückchen Richtung Norden.

Morgen werden wir wieder einmal eine Grenze überqueren. Diesmal die norwegisch-schwedische. In den nächsten drei Wochen wollen wir noch einmal ganz ausgiebig Schweden genießen, bevor es für uns wieder nach Hause geht.

In unserer Lofoten-Woche haben wir insgesamt 554 Kilometer zurück gelegt.

Ich dachte, wir wären im Urlaub!

Wenn wir von unseren Plänen für eine 8-wöchige Tour durch Skandinavien erzählt haben, dann dachten sich sicher viele: „Ach ja, 8 Wochen Urlaub würde ich auch gerne machen.“ Ich muss da aber mittlerweile widersprechen. Wir machen keinen Urlaub, wir unternehmen eine Reise. Da besteht wirklich ein Unterschied. Ich will damit nicht sagen, dass eine Reise weniger schön ist. Nein, es ist nur etwas anderes als Urlaub. Das möchte ich im Folgenden genauer erklären.

Bei Urlaub denkt man doch zuerst an süßes Nichtstun am Strand, all you can eat Buffet und Sonnenbrand. All das hatten wir bisher noch nicht. Der fehlende Sonnenbrand liegt natürlich an der Wahl unseres Reiseziels und der sorgfältigen Verwendung von Sonnencreme, wenn die Sonne sich mal blicken lässt. Aber auch die anderen beiden genannten Merkmale treffen nicht auf unsere Reise zu.

Wir versorgen uns eigentlich durchgehend selbst, außer einem Eis hier oder einem süßen Teilchen da. Und nicht zu vergessen die leckeren Plantbollar bei Ikea. Der Rest ist aber selbst eingekauft und zubereitet.

Wir haben zu Beginn das Auto ordentlich mit haltbaren Kohlenhydraten voll geladen. Eine ganze große Kiste voller Nudeln, Reis und Kartoffelbrei aus der Tüte. Außerdem Grieß, Linsen und Dosen voller Bohnen und stückiger Tomaten. Alle paar Tage kaufen wir dann frisches Brot, Obst, Gemüse, Joghurt, Käse und Wurst ein. Natürlich landen auch Süßigkeiten und landestypische Schmankerl im Wagen. So haben wir schon Thunfischpaste und Poronkäristys (Rentiergeschnetzeltes) für uns entdeckt. An den getrockneten Fisch haben wir uns hier in Norwegen bisher noch nicht ran getraut.

Interessant sind hier die Packungsgrößen und Preise für Gummibärchen: 2€ für 75 g sind völlig normal. Kein Wunder, dass die Norweger im Schnitt deutlich schlanker sind als die Finnen.

Zum Frühstück gibts bei uns meistens Joghurt, Obst und Haferflocken und/oder Müsli. Manchmal backen wir aber auch Brötchen auf und es gab auch schon mal Baked Beans und Rührei. Mittags gibt es eigentlich immer Brotzeit und abends wird gekocht. Sehr beliebt sind natürlich Nudeln aller Art. „Reis mit Scheiß“ kommt aber auch immer gut an. So bezeichnen wir in internen Kreisen ein Reisgericht mit wechselnder Sauce aus dem, was der Kühlschrank her gibt. Mal eher wie ein Curry, mal eher mexikanisch oder auch mal afrikanisch. Wenn wir Zeit und Muße haben, kochen wir auch was im Omnia, einem Backofen für den Gasherd. Das Ding ist eine echte Offenbarung im Camper. Man kann damit Aufläufe zaubern, Kuchen backen oder frische Brötchen aufbacken.

Eine weitere Entdeckung, die uns das Leben auf Reisen sehr erleichtert, ist Hafermilchpulver. Wir sind keine Kuhmilchtrinker und man kann sich unterwegs nicht drauf verlassen, dass es in jedem Dorfsupermarkt Hafermilch gibt. Außerdem gibt es da große geschmackliche Unterschiede. Wir haben uns also vor Fahrtantritt mit ausreichend Pulver für 8 Wochen eingedeckt. Das ergibt dann in Summe 56 Liter, die wir unmöglich in Tetrapacks hätten mitnehmen können.

Noch ein Punkt, in dem sich unsere Reise von einem Urlaub unterscheidet, ist die Wäsche. Wir haben natürlich nicht Klamotten für 8 Wochen eingepackt. Bei gleich bleibendem Wetter kämen wir etwa 10 bis 14 Tage hin. Wir waschen aber circa 1 x pro Woche. Dann ist nämlich unser Wäschesack voll und ergibt eine ganze Maschinenladung für die durchschnittliche Campingplatz-Waschmaschine. 

Unser letztes Wascherlebnis auf dem Campingplatz in Tromsø war allerdings eine Herausforderung. Der Platz war gut gefüllt und hatte 3 Waschmaschinen aber nur einen funktionierenden Trockner. Wir hatten leider kein Glück und mussten unsere Wäsche im Bus trockenen. Erfreulicherweise hatten wir uns zum ersten Mal dazu entschieden einen Platz mit Strom zu nehmen. So konnten wir den Heizlüfter die ganze Nacht laufen lassen und nach 24 Stunden waren die Schränke wieder voller frischer, trockener Wäsche.

Und zu guter letzt sind wir eigentlich täglich mit der Suche nach einem Stellplatz konfrontiert. Das war in Schweden und Finnland gar kein Problem. Wir haben eine gute App mit sehr vielen verzeichneten Plätzen, vom einfachen kostenlosen Stellplatz an der Straße bis zum Luxus-Campingplatz. Hier auf den Lofoten gestaltet sich die Suche aber nicht immer ganz einfach. Es ist doch erstaunlich voll hier und die meisten möchten kostenlos auf einem Parkplatz stehen. Wenn man da spät dran ist, sucht man auch mal länger nach einem passenden Eckchen. Dazu kommt, dass manche Campingplätze schon geschlossen sind. Aber bisher haben wir noch immer was nettes gefunden.

Die Art und Wiese wie wir unterwegs sind, mag nicht für jeden etwas sein, aber für uns passt es ganz gut. Und die Reise fühlt sich für uns an wie Urlaub… meistens.

Welcome to Norway

Bevor wir die Grenze nach Norwegen überqueren, wollen wir noch eine letzte Wanderung auf finnischem Terrain machen. Dazu bietet sich der Saana an. Er thronte schon in der letzten Nacht groß über unserem Stellplatz am See. 

Wir überwinden mehr als 500 Höhenmeter auf einer Strecke von gut 4 Kilometern bis zum Gipfel. Zu Beginn wandern wir auf Schotterwegen, nach einer steilen Steintreppe geht es dann allerdings über Felsen kraxelnd weiter. Das führt bei den Mädels zu sehr unterschiedlichen Reaktionen. Die eine fühlt sich von der Herausforderung angestachelt und sprintet mit ihren kurzen Beinen förmlich nach oben. Die andere findet das ganze gar nicht lustig und durchbohrt uns mit bösen Blicken. 

Oben am Gipfel gibt es sogar ein Buch, in das wir uns eintragen können und nach einem Käsebrot im Windschatten mit einmaligem Ausblick machen wir uns wieder an den Abstieg. Beide Mädels haben uns heute  trotz ihrer sehr unterschiedlichen Stimmung wirklich beeindruckt. Der Abstieg über die vielen natürlichen und künstlichen Stufen soll mir in den nächsten Tagen noch in Form von Muskelkater deutlich in Erinnerung bleiben, während der der Rest der Familie schon wieder fröhlich durch die Gegend hüpft. 

Die Stadtbesichtigung von Tromsø am nächsten Tag fällt etwas kürzer aus. Die Stadt überrascht uns trotzdem positiv. Das Wetter ist zwar trüb und die Innenstadt nicht riesig, aber irgendwie hat sie mit ihren alten Holzhäuschen doch Flair. 

Da sich in den Reiseführern nichts nennenswertes über Narvik findet, beschließen wir am nächsten Tag noch ein paar Stunden im Aquarium Polaria in Tromsø zu verbringen, und nur einen Übernachtungsstopp in der Nähe von Narvik einzulegen. Das Aquarium ist wirklich schön gemacht. Die Mädels sind total begeistert von den Robben, durch deren Becken ein Tunnel führt, und vom „Streichelbecken“. Dort kann man Anemonen und Seesterne kitzeln, was erst ein bisschen Überwindung kostet und dann ein Strahlen in die Augen zaubert.

Da der nächste Tag nur Dauerregen für uns im Angebot hat, fahren wir direkt durch bis zu den Lofoten. Am Abend lässt zumindest der Regen nach, auch wenn der Wind noch ordentlich pfeift. Den lassen wir uns bei einem Strandspaziergang um die Nase wehen und finden dabei ganz tolle Muscheln und Skelette von Seeigeln.

In den letzten 4 Tagen haben wir 590 Kilometer zurück gelegt. Nun warten die Lofoten auf uns und die Wetteraussicht verspricht Sonnenschein. Wir haben nun schon viele Berichte über diese Inselgruppe gelesen und sind unglaublich gespannt.

Von der Ostsee bis zum Dreiländereck

Unsere zweite Woche in Finnland beginnen wir ganz entspannt an einem schönen Strand in der Nähe von Raahe. Die Mädels plantschen in der Ostsee und wir planen die Route für die kommende Woche. Heute geht es noch bis zum nördlichsten Punkt der Ostsee in Haparanda. Dazu überqueren wir sogar kurzzeitig die Grenze nach Schweden und übernachten mit vielen anderen Campern auf dem Parkplatz des nördlichsten Ikeas der Welt.

Natürlich schlendern wir am nächsten Tag auch durch die Filiale des bekanntesten schwedischen Möbelhauses und genießen eine Portion Plantbollar, bevor wir unsere Reise nach Norden fortsetzen. Nun führt uns unsere Route weg von der Ostesee ins Land der Samen und Rentiere. 

Es dauert auch nicht lange, bis wir nach Passieren der Rentier-Warnschilder die ersten Tiere am Straßenrand sehen. Es werden nicht die letzten gewesen sein. Die Warnungen sollte man hier oben wirklich ernst nehmen. Im Laufe der Woche kreuzen noch viele dieser gemächlichen Vierbeiner unseren Weg.

In Rovaniemi beziehen wir mal wieder Quartier auf einem Campingplatz und müssen feststellen, dass die Qualität der Campingplätze im Norden Finnlands abnimmt, während der Preis stetig ansteigt. Wir machen natürlich auch den obligatorischen Abstecher ins Weihnachtsmann-Dorf und  überspringen den Polarkreis. Zum Glück ist es im Sommer hier relativ leer. Angesichts der vielen freien Parkplätze und Souvenir-Shops kann man erahnen, was im Winter los ist. Man kann förmlich die Busse voller Touristen aus Fernost vor seinem geistigen Auge sehen, während im Hintergrund Weihnachtslieder in Dauerschleife laufen.

Die Stadt Rovaniemi selbst ist recht enttäuschend. Das Beste ist definitiv der Angry-Birds-Spielplatz, den uns die nette Dame am Empfang des Camping-Platzes empfohlen hatte. Seither haben die Mädels auch eine neue Beschäftigung während der Autofahrten. 

Ein Highlight dieser Woche folgt am nächsten Tag mit einer Wanderung auf den Ukko Luosto, einem Berg im Pyhätunturi-Nationalpark. Hier hat sich mal wieder gezeigt, dass alles nur eine Frage der Motivation ist. Aufgrund der bescheidenen Wettervorhersage haben wir den Mädels vorgeschlagen morgens um 4 Uhr aufzustehen um in einem regenfreien Intervall auf den Berg zu steigen. Die Herausforderung haben sie angenommen und so klingelt der Wecker zu nachtschlafender Zeit. So weit oben im Norden ist es aber um diese Zeit schon hell, also alles halb so schlimm. Leider regnet es entgegen der Vorhersage immer noch. Also verkriechen sich Lukas und die Mädels wieder ins Bett und ich halte lesend Wetterwache. Das beschert mir 3 Stunde ungestörte Lesezeit und das dringende Bedürfnis für mehr Koffein.

Gegen 8:00 Uhr brechen wir dann endlich auf und müssen sehr bald festellen, dass der Gipfel leider noch in den Regenwolken steckt, auch wenn es mittlerweile nicht mehr tröpfelt. Aber mit dem Hinweis, dass wir heute bis in die Wolken wandern, sind die Mädels voll dabei und stürmen förmlich die 670 Stufen nach oben, die oberhalb der Baumgrenze auf uns warten. Noch vor dem Mittagessen sind wir vom „Kinder-Mount-Everest“ zurück und alle platt. Den Rest des Tages entspannen wir dann an einem sehr schönen ruhigen Stellplatz an einem Fluss, den wir ganz für uns alleine haben.

Unseren Besuch in Tankavaara zum Goldwaschen vermiest uns leider wieder der Regen, sodass wir gleich weiter ziehen Richtung Inari. In unserem Reiseführer wird beschrieben die Präsenz des Sees sei physisch spürbar. Ganz so blumig würde ich es nicht ausdrücken, aber beeindruckend ist er allemal. 

Die Wanderung am Folgetag entlang eines Flusses fällt leider nicht so spaßig aus, wie die letzte. Ab und zu kracht es halt doch mal, wenn man so viel Zeit zusammen verbringt. Die anschließende Fahrt nach Muonio entwickelt sich dann aber wieder zu einem spannenden Erlebnis. Wir nehmen den direkten Weg über die Straße 955. Die ersten 70 Kilometer sind noch geteert und nur etwas holprig. Dann ist den Finnen leider der Teer ausgegangen und die Fahrt geht über eine Schotterpiste weiter. Das ändert sich für die nächsten 60 Kilometer auch nicht und so kriechen wir mit 30 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit geduldig weiter. Die Variation an Regen, die uns präsentiert wird, macht die Fahrt noch spannender. Von Niesel- bis Prasselregen ist in den nächsten Stunden alles dabei. 

Nach dieser ereignisreichen Woche sind wir alle platt und machen am Sonntag mal nix. Mittlerweile sind wir in Kilpisjärvi am Dreiländereck Finnland-Schweden-Norwegen angekommen. In dieser Woche haben wir 1158 km zurück gelegt. In der nächsten Woche führt uns unser Weg nach Tromsø und zu den Lofoten.

Facts about Finland

Wir sind recht unvorbereitet und damit auch unvoreingenommen nach Finnland gereist. Bisher waren wir noch nie dort und haben uns im Vorhinein nicht wahnsinnig viele Gedanken über das Land gemacht. Einen Reiseführer hatten wir zwar schon vor Monaten gekauft, aber bisher nur kurz reingeschaut um die ungefähre Route zu planen. Kurzum, wir wussten nicht, was uns erwartet.

Die erste Überraschung gab es dann schon auf der Fähre, als es nach 2 Stunden Fahrt noch 11 Uhr war und eine Minute später schon 12:01 Uhr. Finnland liegt in einer anderen Zeitzone. Nur gut, dass das Handy das wusste! 

Die nächste Erkenntnis des Tages: die Finnen zahlen auch mit Euro. Nachdem die Dänen und die Schweden jeweils ihre eigene Währung in Form von Kronen hatten und wir in diesen Ländern keinerlei Bargeld gebraucht hatten, haben wir uns vorher gar keine Gedanken über das finnische Geld gemacht. Man kann in Skandinavien wirklich alles mit Karte zahlen, was unglaublich praktisch ist. 

Die dritte Überraschung erwartete uns dann auf dem ersten Campingplatz. Englisch wird hier nur rudimentär gesprochen. Man kommt schon irgendwie durch, aber es ist ganz offensichtlich nicht die erste Fremdsprache der Finnen. Das hat uns dann doch mal etwas in der Geschichte Finnlands stöbern lassen. 

Das Land ist erst seit gut 100 Jahren eine unabhängige Republik. Sie wurde am 6.12.1917 gegründet. Vorher gehörte Finnland für gut 100 Jahre zu Russland und davor war es für etwa 500 Jahre schwedisch. Das Schwedische ist auch nach wie vor 2. Amtssprache und circa  5% der Bevölkerung sind schwedisch stämmig.

Seit seiner Unabhängigkeit schafft Finnland einen Balanceakt zwischen Ost und West und pflegt enge wirtschaftliche Beziehungen zu Russland. Dazu ist es sicher hilfreicher Russisch im Sprach-Repertoire zu haben als Englisch.

Finnisch nimmt unter den skandinavischen Sprachen eine Sonderstellung ein, da es aus einer anderen Sprachfamilie kommt als die anderen nordischen Sprachen. Es ist verwandt mit dem Estnischen und dem Ungarischen. Es gibt keine Präpositionen aber dafür 15 Fälle. Dabei können mitunter sehr lange Wörter mit für unsere Augen scheinbar willkürlichen Buchstabenkombinationen zustande kommen. Das führte dann unter anderem dazu, dass wir im finnischen Lidl die Übersetzung-App brauchten um heraus zu finden, was wir da einkauften. 

Wenn man aus Schweden nach Finnland einreist, kommen einem die anderen Verkehrsteilnehmer hier fast etwas unfreundlich vor. Das liegt aber eher daran, dass die Schweden so unglaublich höflich sind. Selbst wenn man deutlich langsamer als das Tempolimit unterwegs ist, hält der Schwede immer noch Abstand und drängelt nicht. Ganz so geduldig sind die finnischen Autofahrer nicht. Aber im Vergleich zu Deutschland geht es hier immer noch sehr gemächlich auf den Straßen zu. 

Die Sauna ist hier wirklich ein ganz wichtiger Bestandteil des täglichen Lebens. Auf dem ersten Campingplatz, gab es genau eine Dusche. Diese war scheinbar für die wenigen ausländischen Touristen und hat völlig ausgereicht, denn die Finnen sind jeden Abend in die Sauna und haben die dort angegliederten Duschen genutzt.

Außer Saunieren, betreiben die Finnen Hobbys, die bei uns eher ein Schattendasein führen. So zum Beispiel Frisbeegolf, Orientierungslauf und Hobbyhorsing. Außerdem lieben sie Kaffee und trinken im europäischen Vergleich die meisten Tassen pro Kopf und Tag.

Alles in allem sind die Finnen also ein recht sympathisches, wenn auch etwas verschrobenes Völkchen.

Unsere erste Woche in Finnland

Die Fährfahrt nach Naantali in Finnland verlief ruhig. Es gab kaum Seegang, wir haben einige Runden auf dem Spaßdeck gedreht, alle möglichen Sitzecken ausprobiert und zum Schluss noch ein leckeres All-you-can-eat-Buffett mitgenommen.

Den ersten Tag im neuen Land haben wir dann ganz entspannt auf dem Campingplatz verbracht. Es gab einen tollen Spielplatz und Waschmaschine und Trockner.

Rundum erneuert und erholt haben wir unseren Weg zunächst Richtung Süden entlang der Ostseeküste fortgesetzt. Zuerst machten wir Station in Hanko, einem schönen Küstenstädtchen, das schon zur Zarenzeit ein beliebtes Urlaubsziel russischer Adliger war. Hier gibt es viele schöne alte Holzvillen, nette kleine Strände und einen schönen Spielplatz.

Weiter ging es nach Helsinki, wo wir einen recht zentralen und kostenlosen Platz zum Übernachten direkt am Wasser  gefunden haben. Von da aus sind wir zu unserer Tour durch die Stadt aufgebrochen, natürlich wieder mit den Rollern und einer ordentlichen Portion Motivation in Form von Eis und dem Versprechen auf 2 Stunden Tablet-Zeit für die Mädels. Die beiden sind tatsächlich 15 Kilometer mit uns durch die Stadt geschlappt und gerollert ohne Murren und Knurren. 

Wir haben uns eine orthodoxe Kirche, den Marktplatz, den Dom, die Innenstadt, den Bahnhof und die Felsenkirche angesehen. Das Highlight war aber eine Fahrt auf dem Riesenrad mit Aussicht über die Stadt und den Hafen. Ich weiß nicht, ob es wirklich an der Stadt selbst oder an unserer guten Stimmung lag, aber Helsinki hat uns wesentlich besser gefallen als Stockholm. 

Nachdem wir Finnlands Hauptstadt besucht hatten, wendeten wir uns wieder nach Norden um in den nächsten 5 Tagen entlang der Ostsee bis Haparanda zu fahren. Bevor wir mal wieder einen Halt auf einem richtigen Campingplatz einlegten, machten wir noch einen Zwischenstopp in Rauma, dessen Altstadt zum Unesco-Weltkulturerbe gehört. Der Campingplatz  war dann wirklich traumhaft mit einem Stellplatz direkt am Meer. Hier ist uns zum ersten Mal aufgefallen, dass die Sonne hier im Norden deutlich später untergeht.

Von nun an bestanden unsere Tagesausflüge immer öfter aus Wanderungen und weniger aus Stadtspaziergängen. Auch wenn die Küste Finnlands nicht wahnsinnig dünn besiedelt ist. Es ist vielmehr so, dass die Städte immer unattraktiver werden und die Natur dafür um so faszinierender. 

So sind wir zur Varggrottan/Susiluola gewandert, wo bei Ausgrabungen Nachweise für eine Neandertaler-Siedlung von vor ca. 120 000 Jahren gefunden worden waren. Die Höhle selbst war unspektakulär, dafür war der Wald aber sehr schön und wir haben einen leckeren Steinpilz fürs Abendessen gefunden. Leider waren in dem Pilz so viele Würmer, dass wir hinterher lieber noch einen Schnaps getrunken haben. Nur ein wirklich toter Wurm ist ein guter Wurm! Besonders im Magen eines Vegetariers.

Am nächsten Tag führte uns unsere Route ins Kvarken-Archipel – ebenfalls Unesco-Weltkulturerbe. Auch hier haben wir wieder die Wanderschuhe geschnürt und die Rucksäcke geschultert. Auf unserem Weg durch den Wald waren wir unglaublich schnell, denn sobald man stehen geblieben ist, haben einen die Stechmücken förmlich aufgefressen. 

Nach so vielen Wanderkilometern musste am nächsten Tag dann unbedingt wieder eine echte Kinderattraktion her. Wir fanden diese in Form eines wirklich schön gemachten Tierparks und Heimatmuseums. Das Highlight für die Mädels waren hier eindeutig, die Hundewelpen, die sie streicheln konnten und für mich der viele alte Kram, der sich perfekt zum Fotografieren eignete.

In unserer zweiten Reisewoche haben wir insgesamt 1176 km zurück gelegt. 

#Vanlife

Wir sind jetzt seit 10 Tagen in unserem Bus unterwegs und so langsam haben wir uns eingegroovt. Es hat sich so etwas wie eine Routine entwickelt.

Das Leben zu viert auf so engem Raum ist nicht immer einfach. Vor allem morgens kommt es mir manchmal vor wie Tetris mit lebenden Menschen. Besonders das Zubereiten des Frühstücks und das Fertigmachen für den Tag will gut koordiniert sein. Wer befindet sich wann wo, damit am Ende alle satt und geschniegelt und gebügelt sind ohne blaue Flecken oder überstrapazierte Nerven. 

Wenn wir diese erste Aufgabe des Tages erfolgreich gemeistert haben, machen wir uns meist mit unserem Bus auf den Weg zum nächsten Ziel. Wir versuchen diese Strecken eher kurz zu halten. Aber sollte es doch mal etwas länger dauern, sind wir doch sehr froh über die moderne Technik in Form von Tablet und Internet. Die Mädels hören oder schauen dann etwas und sind zufrieden. Zumindest in Südschweden und Finnland hat das bisher dank der eher geraden Strecken gut funktioniert. Die Spucktüten sind noch unbenutzt.

Am Ziel angekommen ist es meist schon Zeit fürs Mittagessen. Und danach starten wir gestärkt in unsere Aktivität des Tages. Wir erkunden Städte, Museen oder die Natur. Gerade für die Städtetouren hat es sich gelohnt die Roller der Mädels einzupacken. Wir sind damit schneller unterwegs und können größere Strecken bewältigen. Und wenn es mal ein Stückchen bergab geht, dann düsen wir zu viert auf den Dingern nach unten. Und zusammengepackt nehmen die zwei Roller wenig Platz im Kofferraum ein.

Die Nacht verbringen wir fast täglich an einem neuen Ort. In Schweden und Finnland war es bisher kein Problem einen kostenlosen und sicheren Parkplatz zum Übernachten zu finden. Gerade in den Städten sind wir mit der Wahl unseres Reisemobils sehr zufrieden gewesen. Die 6 Meter Länge kriegen wir eigentlich in jeder Parklücke unter und dank des festen Dachs schlafen wir ruhig und ungestört. Das wäre mit einem Aufstelldach sicher lauter und kühler.

unser Stellplatz in Helsinki

Einen Campingplatz haben wir bisher überraschend selten gebraucht. Mit circa 40 Litern Frischwasser kommen wir etwa 3 Tage hin. Stellen zum Auffüllen und Entleeren von Grauwasser und Toilette zu finden war bislang kein Problem. Vor allem in Schweden konnten wir oft in einem See baden. In Finnland gibt es selbst bei Stellplätzen manchmal eine Sauna, die man für einen kleinen Aufpreis nutzen kann. Und so steuern wir nur alle paar Tage einen echten Campingplatz an, unter anderem auch um ungefähr einmal pro Woche Wäsche zu waschen. 

Die Schlafenszeit stellt hier oben im Norden unsere größte Herausforderung dar. Jeden Abend geht die Sonne etwas später unter und es ist schwer den Mädels bei strahlendem Sonnenschein klar zu machen, dass sie zuhause schon seit einer Stunde im Bett wären.

Die Zeitumstellung bei der Einreise nach Finnland trägt zusätzlich zu diesem Problem bei. Ohne feste Termine bekommt man seine innere Uhr einfach nicht umgestellt. Wir haben es ein paar Mal mit Wecker um 8:00 Uhr probiert, aber wir sind halt einfach keine Frühaufsteher.

28.07.2022 um 22:30 Uhr an der südfinnischen Ostseeküste

Die Mitternachtssonne werden wir wahrscheinlich nicht mehr erleben. Dazu sind wir schon ein bisschen spät dran. Aber wenn wir unseren nördlichsten Punkt der Reise in Tromsø erreicht haben, werden wir mal eine Nacht durchmachen. Dann entfällt auch wenigstens das eine Mal die allabendliche Bettzeit-Diskussion. 

Von Kopenhagen bis Stockholm

Noch von Corona gezeichnet machen wir uns am 16.07.2022 auf den Weg nach Norden. Die Strecke nach Rostock ist uns aus Studienzeiten bestens bekannt. Zum Glück haben wir genug Puffer eingeplant, denn ein paar Staus ziehen unsere Fahrzeit in die Länge. 

Bis auf ein bisschen Kindergejammer ist die Fährfahrt nach Gedser in Dänemark unspektakulär. Auf unserem ersten Stellplatz am Strand werden wir dann von einer wunderschönen Abendstimmung empfangen.

Den nächsten Tag verbringen wir in Kopenhagen. Diese tolle Stadt hat unglaublich viel zu bieten, aber mit Kindern bringt eine komplette Sightseeing-Runde durch die City keinem besonders großen Spaß. 

Also haben wir uns einen möglichst zentralen Parkplatz gesucht und uns nach einem frühen Mittagessen im Bus auf den Weg zur Kleinen Meerjungfrau gemacht. 

Die Mädels haben ihre Roller dabei und so kommen wir zu Fuß gut voran ohne großes Gemaule. Auf dem Weg kommen wir an Christiania vorbei. Und überqueren eine tolle Fußgänger- und Radlerbrücke, die es vor ein paar Jahren bei unserem letzten Besuch hier noch nicht gab.

Unterwegs gibt es natürlich auch noch ein leckeres Eis. Denn das können die Dänen richtig gut. 

Nach circa 36 Stunden in Dänemark nehmen wir schon die Storebeltbro nach Malmö in Schweden und klappern in den nächsten 2 Tagen ein paar typische Touri-Orte in Südschweden ab. Zunächst die Ales stenar bei Ystad, wo die dort grasenden Kühe und die Gleitschirmflieger den Rest der Familie wesentlich mehr begeistern als das schwedische Stonehenge selbst, das ihnen die kulturinteressierte Mutter zu Gemüte führen will.

Unser nächster Halt ist das IKEA-Museum in Älmhult. Diese Kultur kann dann sogar die Mädels begeistern. „Oh, guck mal, die Lampe haben wir auch.“ „Und der Mann hat wirklich IKEA erfunden?“

Beim Besuch in Vimmerby am nächsten Tag erreicht uns dann auch hier in Schweden die Hitzewelle und wir streichen kurzerhand unseren Besuch bei Astrid Lindgren und suchen uns lieber ein schattiges Plätzchen an einem der tausend Seen Südschwedens. Auf diese Weise tingeln wir uns in den nächsten Tagen Richtung Stockholm.

Pünktlich zu unserem Besuch in Schwedens Hauptstadt kühlt es dann auch wieder etwas ab. Auch in Stockholm leisten uns die mitgebrachten Roller wieder gute Dienste. Noch besser finden die Mädels aber die Fahrten mit U- und Straßenbahn. So was erlebt man als Dorfkind schließlich nicht alle Tage! Parlament, Schloss, Stadhuset und Vasamuseum nehmen sie dagegen nur gelangweilt hin.

Das schöne Uppsala ist vorerst unsere letzte Station in Schweden. Die schöne Studentenstadt ist definitiv empfehlenswert. Botanischer Garten, Dom und auch die Fußgängerzone bieten tolle Fotomotive. Außerdem gibt es dort ein leckeres Eis, einen englischen Buchladen und einen sehr schönen Spielzeugladen. Und nach einer Runde Shopping sind alle glücklich.

Den letzten Tag unserer ersten Reisewoche verbringen wir auf der Fähre von Kapellskär nach Naantali. In den nächsten 2 Wochen werden wir entlang der finnischen Ostseeküste weiter nach Norden Richtung Polarkreis reisen.

Alles in allem kann man unsere erste Reisewoche wohl ganz gut mit der ersten Fahrt im Camper nach der Winterpause vergleichen. Da fliegt in der ersten Kurve eine Schublade auf, die man vergessen hat zu verriegeln und es klappert in den Schubfächern, weil noch nicht alles seinen Platz gefunden hat. So mussten auch wir uns erst noch ein bisschen zurecht rütteln und an das Leben im Bus und nahezu 24 Stunden zusammen gewöhnen. Auch das Gefühl des Getriebenseins und der langen unerledigten To-do-Listen verblasst nur langsam.

In unserer ersten Reisewoche haben wir insgesamt 1779 km zurück gelegt.

Endlich ist es soweit

Wir starten unsere große Tour rund um die Ostsee. Wobei unsere Route uns gar nicht um die ganze Ostsee führen wird. Aber beginnen wir die Geschichte ganz am Anfang.

Die Idee zu dieser Reise haben wir schon seit einiger Zeit. Bereits vor 8 Jahren wollten wir schon einmal zu dieser Runde aufbrechen. Damals allerdings noch zu Wasser. Wir waren bereits kurz davor ein Segelboot zu kaufen, haben das aber schließlich aufgrund eines unguten Bauchgefühls nicht durchgezogen.

2 Jahre später mit 2 kleinen Kindern auf einem klitzekleinen Segelboot hat sich dann gezeigt, dass das die richtige Entscheidung war. Auf so beengtem Raum kann man sich einfach nicht aus dem Weg gehen. So lieb kann man sich gar nicht haben, dass das auf Dauer stressfrei funktioniert. 

Auch der Zeitpunkt wäre damals nicht ideal gewesen. Unsere Kinder waren einfach noch zu klein um von der Reise etwas in Erinnerung zu behalten. So planten wir für das Jahr 2022, in dem die beiden 7 und 9 Jahre alt sein würden und damit in der 1. und 3. Klasse: alt genug um viel mit ihnen unternehmen zu können und klein genug um nicht all zu viel Wichtiges in der Schule zu verpassen.

Ursprünglich hatten wir 3 Monate eingeplant, in denen wir gegen den Uhrzeigersinn einmal komplett um die Ostsee fahren wollten. Entlang der polnischen Ostsee, über Litauen, Lettland und Estland, durch ganz Finnland bis ans Nordkapp, zu den Lofoten und durch Schweden und Dänemark zurück nach Deutschland. 

Aufgrund der aktuellen politischen Lage und auch aus ganz kleingeistigen bürokratischen Gründen mussten wir unsere Reisedauer und auch -route etwas einkürzen. Geplant sind nun ca. 8600 km durch den Osten Dänemarks, Südschweden, Finnland bis Lappland, ohne Nordkapp zu den Lofoten und durch Schweden wieder zurück.

Nun musste noch das passende Reisemobil gefunden werden. Unser ausgebauter VW Caddy schied leider aus. Der war einfach zu klein. Wir gingen also auf Messen und testeten Wohnmobile und Campervans um uns schließlich im April 2021 einen Knaus Boxlife 600 zu kaufen. Im vergangenen Jahr hatten wir ausreichend Zeit ihn ausgiebig “einzuleben” und im Detail an unsere Bedürfnisse anzupassen. 

Und ganz zum Schluss wollte uns nun auch noch Corona einen Strich durch die Rechnung machen. Als die Pandemie 2020 begann, waren wir uns zunächst sicher, dass bis zu unserer großen Reise alles wieder normal sein würde. Die Infektionswellen kamen und gingen und das Leben mit der Pandemie wurde tatsächlich immer normaler, vorbei war sie aber bei weitem noch nicht. Und nachdem wir uns 2,5 Jahre das Virus vom Leib gehalten hatten, erwischte es uns nun in der allerletzten Woche vor der Abreise doch noch.

Zu unserem Glück sind die Isolationszeiten mittlerweile recht kurz und die Einreise in andere Länder nicht mehr von negativen Tests abhängig. Und wie man sich und andere verantwortungsvoll schützt, haben wir in den letzten 30 Monaten ausreichend geübt.

Am 16.07.2022 ist es also endlich soweit. Unsere erste Etappe wird uns von Bamberg nach Rostock und von dort mit der Fähre nach Gedser führen. Der Camper ist gepackt, die Arbeit für 2 Monate auf Eis gelegt und die Gartenpflege in verantwortungsvolle Hände gegeben. Es kann los gehen!