Nordschweden

Nach einer interessanten Woche auf den Lofoten stehen uns nun ein paar Tage mit längeren Fahrstrecken bevor. Wir folgen zunächst der E10 Richtung Narvik und verabschieden uns dort von der Nordsee. Kurz darauf passieren wir die Grenze nach Schweden und fahren durch endlose Wälder und an unzähligen Seen vorbei bis in den kleinen, aber bei den Schweden sehr beliebten Abisko-Nationalpark. Unterwegs sehen wir sogar einen Elch.

Für die Fahrt mit dem Sessellift auf den Nuolja sind wir ein bisschen zu spät dran, aber bei einem kleinen Spaziergang finden wir einen ganz tollen Fluss, der zum Fotografieren einlädt. Hierbei stelle ich auch begeistert fest, dass ich nach unserem gestrigen Aufstieg auf den Offersøykammen diesmal keinen Muskelkater habe. Hat sich die viele Wanderei der letzten Wochen doch gelohnt.

Am nächsten Tag erreichen wir Kiruna, Schwedens nördlichste Stadt. Sie ist erst 122 Jahre alt und entstand als Siedlung für das dort ansässige Eisenerzbergwerk. Da vor ein paar Jahren festgestellt wurde, dass auch direkt unter der Stadt einiges an Erz vorhanden ist, wird die komplette Stadt nun um ein paar Kilometer nach Osten versetzt. Die neue Stadt gleicht noch einer riesigen Baustelle. Trotzdem ist die alte Innenstadt schon ziemlich ausgestorben. Überall Geschäfte, die mit Ausverkauf werben oder schon ganz geschlossen sind. Auch viele Wohnhäuser stehen leer. 

Während unserer Weiterfahrt durch die unendlichen Weiten Nordschwedens fällt uns auf, dass hier oben schon der Herbst Einzug hält. An einigen Bäumen verfärben sich die Blätter schon gelb. Außerdem finden wir hier die Einsamkeit, nach der wir uns auf den Lofoten gesehnt haben. Man begegnet nur alle paar Minuten einem anderen Fahrzeug und auf den Stellplätzen stehen nur wenige Camper.

In Jokkmokk übernachten wir auf einem großen Campingplatz mit riesigem Spielplatz, den die Mädels fast für sich alleine haben. Sogar ein Schwimmbad gibt es hier, das jedoch schon seit einer Woche geschlossen ist. Auch hier sind so wenige andere Urlauber, dass die Anlage schon fast wie eine Geisterstadt wirkt.

Jokkmokk selbst ist schnell besichtigt und für uns geht es weiter Richtung Süden. Wir halten kurz in Arvidsjaur und bestaunen ein Kirchdorf (Kyrkstad). In den Hütten haben vor allem Samen vorübergehend gewohnt um an der für sie vorgeschriebenen Mindestanzahl an Gottesdiensten teilzunehmen. Solche Dörfer gibt es an vielen Stellen in Nord- und Mittelschweden.

Nach einer ruhigen Nacht an einem schönen See verbringen wir am nächsten Morgen noch ein paar Stunden alleine am Strand. Hier gibt es sogar eine Tonne mit Sandspielsachen zur Selbstbedienung. 

In Sorsele machen wir den größten Einkauf unserer bisherigen Reise. Wir wollen die nächste Woche auf dem Vilmarksvägen verbringen und dabei möglichst ohne zwischenzeitliche Ver- und Entsorgung auszukommen. Vorher verbringen wir aber noch mal eine Nacht auf einem wirklich ganz tollen Campingplatz. Wir waschen mal wieder unsere ganze Wäsche – wahrscheinlich das letzte Mal auf unserer Reise. Die Küche ist hier so gemütlich, dass wir mal nicht im Bus kochen und essen, sondern es uns dort vor dem Kaminfeuer gemütlich machen. Und auch das W-LAN hier bekommt von den Mädels 5 von 5 Sternen.

Wir sind in den letzten 4 Tagen 947 Kilometer gefahren.

Lofoten

Unser Aufenthalt auf den Lofoten beginnt mit sehr viel Regen und Wind. Auf der Insel Austvågøy steuern wir zunächst das Fischerdorf Laukvika an. Dort gibt es einen Wohnmobilstellplatz direkt am Hafen, wo wir mal wieder Wäsche waschen und duschen können. Auch Strom ist inklusive, was uns entgegen kommt, da durch die dicken Wolken unsere Solarplatte nicht die volle Leistung bringt. 

In einer Regenpause erkunden wir den Hafen und das Dorf. Wir finden riesige Gestelle zum Fisch trocknen und die kleinste Touristeninformation, die wir je gesehen haben. Beeindruckend ist auch das Denkmal für die auf See umgekommenen Fischer. Ganz viele Wellenfotos und einen schönen Sonnenuntergang gibt es auch noch obendrauf. 

Am nächsten Tag tingeln wir über die Insel, machen kurz Halt am Rastplatz Austnesfjorden mit toller Aussicht. Hier packen wir dann sogar den Tee aus, von dem ich nicht dachte, dass wir ihn brauchen würden.

Die Stadt Svolvær und die Vågån-Kirche in Kabelvåg hauen uns dann nicht so vom Hocker. Dass wir dort nicht viel Zeit verbringen, kommt uns in Henningsvær zugute, wo wir einen netten Stellplatz bekommen. Hier stellen wir auch zum ersten mal fest, wie viele Touristen sich im August noch auf den Lofoten tummeln. Die zu bezahlenden Stell- und Campingplätze sind schon relativ leer. Die kostenlosen Parkplätze sind aber zu dieser Zeit noch gerammelt voll.

In Henningsvær haben wir uns die Wanderung auf den Heia vorgenommen. Aber nachdem wir schon zum Einstieg über viele Steinblöcke kraxeln müssen und sich das auf absehbare Zeit auch nicht zu ändern scheint, brechen wir die Tour ab und unternehmen lieber einen Spaziergang durch den Ort. Dort kommt dann auch endlich mal die Sonne raus und es entfaltet sich der ganze Charme dieses Fleckchens: eine nette Mischung aus Fischer- und Künstlerdorf mit einem Schuss Touristenbespaßung. Wir besuchen natürlich auch den bekannten Fußballplatz am Ende der Inselkette, über die sich der Ort erstreckt. Und auf dem Rückweg gibt es lecker Pommes und Fisch.

Man könnte meinen der Tag war schon schön genug, aber wir setzen unseren Weg auf die Insel Gimsøy fort und entdecken dort die idyllisch gelegene weiße Holzkirche. Nach einer ausgiebigen Pause zum Füße ins Wasser strecken und Seele baumeln lassen, machen wir uns schließlich auf die Suche nach einem Platz für die Nacht. Diesen finden wir direkt an einer sehr ruhigen Straße auf einer urigen Ebene. 

Da der nächste Tag schönes Wetter bringt, nehmen wir uns eine weitere Wanderung vor. Diesmal auf den Mannen, von dem aus man einen tollen Blick auf den Haukland Beach und Uttakleiv hat. Leider ist auch hier der angepeilte Parkplatz schon voll, so dass wir uns erst mal unter dem Berg durch einen engen Tunnel mit gelegentlichen Ausweichbuchten schlängeln, um den Gipfel von der anderen Seite zu stürmen. 

Die Wanderung ist wirklich schön und auch von den Wanderzwergen kommt bis auf die Bemerkung, dass wir im Urlaub viel öfter wandern als zuhause, keine Beschwerde. Nach einigem Klettern erreichen wir den Bergrücken und haben atemberaubende Blicke in die Täler zu beiden Seiten. Hier beschließen wir dann aber  schon unsere „Gipfel-Sprite“ zu trinken und nicht mehr über den Kamm bis zum eigentlichen Gipfel zu laufen. Das ist uns dann doch ein bisschen zu anspruchsvoll für unsere Mitwanderer mit einer Größe unter 1,50m.

Nach einem Abstecher nach Eggum peilen wir einen Campingplatz für die Nacht an, der uns schon am Vormittag ins Auge gefallen war. Vor Ort müssen wir leider feststellen, dass wir schon mitten in der Nachsaison sind und der Platz nur noch Donnerstag bis Sonntag geöffnet ist. Leider ist heute Montag. Auf die Schnelle machen wir eine deutsche Auswandererfamilie aus, die Stellplätze auf ihrem Grundstück anbietet. Wir werden herzlich empfangen und dürfen im Bad unserer Gastgeber duschen. Eine echte Wohltat nach unserer Bergsteigerei.

Der nächste Tag drückt mit erneutem Regen auf unsere Stimmung. Und irgendwie bekommen wir langsam einen Lofoten-Koller. Die Natur hier ist einfach unglaublich, aber nach dem 10. Tunnel, der 15. Brücke und dem 20. Parkplatz mit gigantischer Aussicht stumpft man doch etwas ab. Und der Kampf um den schönsten oder praktischsten Stellplatz ermüdet auch irgendwann. So langsam sehnen wir uns wieder nach etwas mehr Einsamkeit. 

Zunächst fahren wir aber noch weiter in den Süden. Per Zufall stolpern wir über das bekannte Lofoten-Boot, das ich natürlich auch fotografieren muss. Auf Flakstadøy machen wir nur ein paar kurze Fotostops und auf Moskenesøy steuern wir direkt einen Campingplatz an. Hier wollen wir mal 2 Nächte stehen und ein bisschen relaxen. Das Wetter wird erst übermorgen wieder gut und Duschen, Spielplatz und W-LAN werden von allen Busbewohnern hoch geschätzt, wenn man den Luxus nicht permanent zur Verfügung hat.

Nach einer sehr stürmischen und regenreichen Nacht schauen wir uns am nächsten Vormittag ein bisschen in Å und Reine um. Die Orte sind schön, aber ziemlich überlaufen. Die südlichste der Lofoten-Inseln bietet einfach nicht viel Platz, ist aber wegen ihrer tollen Natur ein absoluter Touristenmagnet. Wir beschließen den Tag mit einer Tiefkühlpizza aus dem Campingplatz-Backofen ausklingen zu lassen.

Als am nächsten Tag endlich wieder die Sonne raus kommt, packen wir unsere sieben Sachen und treten den Rückweg an. Wir verlassen die Lofoten aber nicht ohne eine letzte Wanderung. Diesmal steht der Offersøykammen auf dem Plan. Wir bezwingen 450 Höhenmeter auf 2,5 km Wegstrecke und werden mit einem unglaublichen Rundblick belohnt. Ein tolles Finale für unsere Woche auf den Lofoten. Nach einem wohlverdienten Festmahl bestehend aus Kartoffelbrei, Erbsen, Möhren und Bratwürsten fahren wir noch ein Stückchen Richtung Norden.

Morgen werden wir wieder einmal eine Grenze überqueren. Diesmal die norwegisch-schwedische. In den nächsten drei Wochen wollen wir noch einmal ganz ausgiebig Schweden genießen, bevor es für uns wieder nach Hause geht.

In unserer Lofoten-Woche haben wir insgesamt 554 Kilometer zurück gelegt.

Ich dachte, wir wären im Urlaub!

Wenn wir von unseren Plänen für eine 8-wöchige Tour durch Skandinavien erzählt haben, dann dachten sich sicher viele: „Ach ja, 8 Wochen Urlaub würde ich auch gerne machen.“ Ich muss da aber mittlerweile widersprechen. Wir machen keinen Urlaub, wir unternehmen eine Reise. Da besteht wirklich ein Unterschied. Ich will damit nicht sagen, dass eine Reise weniger schön ist. Nein, es ist nur etwas anderes als Urlaub. Das möchte ich im Folgenden genauer erklären.

Bei Urlaub denkt man doch zuerst an süßes Nichtstun am Strand, all you can eat Buffet und Sonnenbrand. All das hatten wir bisher noch nicht. Der fehlende Sonnenbrand liegt natürlich an der Wahl unseres Reiseziels und der sorgfältigen Verwendung von Sonnencreme, wenn die Sonne sich mal blicken lässt. Aber auch die anderen beiden genannten Merkmale treffen nicht auf unsere Reise zu.

Wir versorgen uns eigentlich durchgehend selbst, außer einem Eis hier oder einem süßen Teilchen da. Und nicht zu vergessen die leckeren Plantbollar bei Ikea. Der Rest ist aber selbst eingekauft und zubereitet.

Wir haben zu Beginn das Auto ordentlich mit haltbaren Kohlenhydraten voll geladen. Eine ganze große Kiste voller Nudeln, Reis und Kartoffelbrei aus der Tüte. Außerdem Grieß, Linsen und Dosen voller Bohnen und stückiger Tomaten. Alle paar Tage kaufen wir dann frisches Brot, Obst, Gemüse, Joghurt, Käse und Wurst ein. Natürlich landen auch Süßigkeiten und landestypische Schmankerl im Wagen. So haben wir schon Thunfischpaste und Poronkäristys (Rentiergeschnetzeltes) für uns entdeckt. An den getrockneten Fisch haben wir uns hier in Norwegen bisher noch nicht ran getraut.

Interessant sind hier die Packungsgrößen und Preise für Gummibärchen: 2€ für 75 g sind völlig normal. Kein Wunder, dass die Norweger im Schnitt deutlich schlanker sind als die Finnen.

Zum Frühstück gibts bei uns meistens Joghurt, Obst und Haferflocken und/oder Müsli. Manchmal backen wir aber auch Brötchen auf und es gab auch schon mal Baked Beans und Rührei. Mittags gibt es eigentlich immer Brotzeit und abends wird gekocht. Sehr beliebt sind natürlich Nudeln aller Art. „Reis mit Scheiß“ kommt aber auch immer gut an. So bezeichnen wir in internen Kreisen ein Reisgericht mit wechselnder Sauce aus dem, was der Kühlschrank her gibt. Mal eher wie ein Curry, mal eher mexikanisch oder auch mal afrikanisch. Wenn wir Zeit und Muße haben, kochen wir auch was im Omnia, einem Backofen für den Gasherd. Das Ding ist eine echte Offenbarung im Camper. Man kann damit Aufläufe zaubern, Kuchen backen oder frische Brötchen aufbacken.

Eine weitere Entdeckung, die uns das Leben auf Reisen sehr erleichtert, ist Hafermilchpulver. Wir sind keine Kuhmilchtrinker und man kann sich unterwegs nicht drauf verlassen, dass es in jedem Dorfsupermarkt Hafermilch gibt. Außerdem gibt es da große geschmackliche Unterschiede. Wir haben uns also vor Fahrtantritt mit ausreichend Pulver für 8 Wochen eingedeckt. Das ergibt dann in Summe 56 Liter, die wir unmöglich in Tetrapacks hätten mitnehmen können.

Noch ein Punkt, in dem sich unsere Reise von einem Urlaub unterscheidet, ist die Wäsche. Wir haben natürlich nicht Klamotten für 8 Wochen eingepackt. Bei gleich bleibendem Wetter kämen wir etwa 10 bis 14 Tage hin. Wir waschen aber circa 1 x pro Woche. Dann ist nämlich unser Wäschesack voll und ergibt eine ganze Maschinenladung für die durchschnittliche Campingplatz-Waschmaschine. 

Unser letztes Wascherlebnis auf dem Campingplatz in Tromsø war allerdings eine Herausforderung. Der Platz war gut gefüllt und hatte 3 Waschmaschinen aber nur einen funktionierenden Trockner. Wir hatten leider kein Glück und mussten unsere Wäsche im Bus trockenen. Erfreulicherweise hatten wir uns zum ersten Mal dazu entschieden einen Platz mit Strom zu nehmen. So konnten wir den Heizlüfter die ganze Nacht laufen lassen und nach 24 Stunden waren die Schränke wieder voller frischer, trockener Wäsche.

Und zu guter letzt sind wir eigentlich täglich mit der Suche nach einem Stellplatz konfrontiert. Das war in Schweden und Finnland gar kein Problem. Wir haben eine gute App mit sehr vielen verzeichneten Plätzen, vom einfachen kostenlosen Stellplatz an der Straße bis zum Luxus-Campingplatz. Hier auf den Lofoten gestaltet sich die Suche aber nicht immer ganz einfach. Es ist doch erstaunlich voll hier und die meisten möchten kostenlos auf einem Parkplatz stehen. Wenn man da spät dran ist, sucht man auch mal länger nach einem passenden Eckchen. Dazu kommt, dass manche Campingplätze schon geschlossen sind. Aber bisher haben wir noch immer was nettes gefunden.

Die Art und Wiese wie wir unterwegs sind, mag nicht für jeden etwas sein, aber für uns passt es ganz gut. Und die Reise fühlt sich für uns an wie Urlaub… meistens.

Auf zu neuen Ufern

Unser Segelurlaub in Dänemark im letzten September hatte uns letztendlich dazu gebracht, uns von unserem lang gehegten Plan, mit Kind und Kegel 5 Monate rund Ostsee zu segeln, zu verabschieden. Man kann sich auf so einem Boot einfach nicht aus dem Weg gehen und es wird sehr schwierig ausreichend Zeit für sich alleine zu finden. Außerdem ist die Reichweite an Land doch sehr begrenzt. Man ist dabei auf eventuell mitgebrachte oder geliehene Fahrräder und die öffentlichen Verkehrsmittel angewiesen. Und damit ist sicher nicht jeder Hafen so wahnsinnig gut ausgestattet. Insbesondere wenn man dann weiter in den Norden kommt.

Es war ein wirklich schöner Urlaub, aber auch definitiv ein Augenöffner. Und so haben wir nach einem neuen Plan gesucht mit unseren Mädels die Welt zu entdecken. Wobei die ganze Welt zunächst ein bisschen zu groß gedacht ist. So ein Langstreckenflug für 4 Personen ist ja auch nicht ganz billig. Und wir denken, dass sie in 7 bis 10 Jahren mehr von einer Reise in weit entfernte Länder haben werden. Bis dahin möchten wir also Europa entdecken. Und das am liebsten mit einem „Wohnmobil“.

Wir möchten gerne möglichst flexibel sein, 3 bis 4 Tage an einem Ort bleiben und die Umgebung erkunden und dann weiter ziehen. Dabei wollen wir aber nicht nur auf den typischen Touristenrouten bleiben. Und da uns unsere Reisen der letzten Jahre – sowohl in den Süden als auch den Norden des Kontinents – gezeigt haben, dass die schönsten Orte nur über die kleineren Sträßchen erreichbar sind, muss unser Mobil so klein wie möglich sein.

Der Markt an Reisemobilen ist riesig und so beschlossen wir kurz nach unserer Rückkehr aus Dänemark, dass wir uns auf einer Messe zunächst mal einen Überblick verschaffen wollten, um uns dann ganz gezielt unser Wunschmobil zu mieten. So wie eben auch mit dem Segelboot. Nur hoffentlich mit einem anderen Ergebnis. 🙂

Letztes Wochenende haben wir also auf der CMT in Stuttgart verbracht und uns in unzähligen großen und kleinen Wohnmobilen umgesehen. Uns erscheint ein Kastenwagen mit ca. 6 Meter Länge passend. Er muss natürlich 4 Schlafplätze bieten und so viel Stauraum wie möglich. Es scheint fast jeder Anbieter ein Modell im Angebot zu haben, dass diesen Ansprüchen gerecht wird. Doch in den Details der Ausführung unterscheiden sie sich.

Unser Favorit ist nun der La Strada Avanti F. Der machte einen sehr hochwertigen Eindruck. Und die Testberichte im Netz scheinen diesen Eindruck zu bestätigen. Wir hoffen nun ihn über Pfingsten zu mieten um hinterher unseren ganz eigenen Testbericht verfassen zu können.

Marina-Check Sønderborg, Dyvig, Åbenrå

Nachdem unser Urlaub unter Segeln in der dänischen Südsee zwischen Als und dem Festland bereits schon wieder eine Woche zurück liegt, wollen wir die von uns besuchten Häfen mal genauer unter die Lupe nehmen, bevor wir interessante Details vergessen.

Lystbådehavn Sønderborg

Unser erster Anlaufpunkt in Dänemark war Sønderborg (zu deutsch Sonderburg). Der “Lystbådehavn” ist recht groß und doch familiär mit einem netten Hafenmeister. Unser Hafenführer in Buchform riet uns zu Steg A und B, da das die Gaststege seien. Doch der Hafenmeister belehrte uns eines besseren. Man könne in jeder beliebigen Box anlegen, die ein grünes Schild hat. Und man sollte die Box nicht zu groß wählen, da hier nach Größe gestaffelt bezahlt wird. Daher durften wir kurz nach dem Anlegen auch noch mal unser Schiff verholen.

Es gibt hier, wie in den meisten Häfen, WLAN und auch ein schöner Spielplatz für Kinder ist vorhanden. Ebenso gibt es ausreichend Möglichkeiten zum Sitzen, Picknicken und Grillen.

Die Sanitäranlagen sind sauber aber recht spartanisch. In den Waschräumen gibt es genau eine abschließbare Einzeldusche. Der Rest sind drei bis vier Gemeinschaftsduschen. Das dürfte in der Hochsaison, wenn es voller ist, etwas nerven.

Direkt neben dem Hafen gibt es einen schönen kleinen Strand und in die Stadt läuft man ca. 10 Minuten. Sehenswert sind dort das Schloss, der Stadthafen und die kleinen  Seitenstraßen der Altstadt. Es gibt hier einen kleinen Wanderweg durch die Stadt, den Hjertestien, der an allen wichtigen Sehenswürdigkeiten vorbei führt.

Dyvig Bådelaug

Die Dyvig ist eine idyllische Bucht im Nordosten von Als in der Nähe der Stadt Nordborg. Die Zufahrt verjüngt sich bis auf eine etwa 5 Meter breite und 3 Meter tiefe, betonnte Fahrrinne. Die Ansteuerung ist bei Tag aber kein Problem, da die Bucht sehr beliebt ist und eigentlich immer ein Schiff auf Sichtweite vor einem einfährt.

In der Bucht angekommen hat man die Wahl zwischen den Stegen des Hafens “Dyvig Bådelaug” und denen des Badehotels gegenüber. Oder man entscheidet sich für’s Ankern. Auch das ist hier gut möglich und sehr beliebt.

Während unseres letzten Segelurlaubs in dieser Gegend waren wir schon einmal hier und hatten auch fest vor zu Ankern, doch das ging ordentlich schief, denn wir waren diesbezüglich total unerfahren und während wir uns abplagten, schrie unsere damals eineinhalb jährige Tochter wie am Spieß, was den Stresslevel noch mal deutlich erhöhte. 😉 Letztendlich brachen wir den Versuch ab und legten am Badehotel an, das von außen wirklich sehr hübsch anzusehen ist.

Dieses Jahr steuerten wir direkt den Hafen gegenüber an. Ein freier Liegeplatz war schnell gefunden. Wir waren allerdings auch bereits am frühen Nachmittag da. Bis zum Abend füllte sich der Hafen ganz ordentlich, sodass ich mir vorstellen kann, dass es in der Hochsaison auch schon mal schwierig werden kann, am Abend noch spontan eine freie Box zu finden.

Der Hafen ist wirklich sehr familiär, nett und gemütlich. Die Sanitäranlagen sind super. Es gibt einen nagelneuen Spielplatz und schöne Sitzgelegenheiten direkt am Wasser. Außerdem gibt es auch einen netten kleinen Laden, in dem man Brötchen für den nächsten Morgen bestellen kann und der ein außerordentliches Angebot an Grillgut in Anbetracht seiner Größe vorweisen kann. Der Hafenmeister stellt nämlich jeden Abend, sofern es das Wetter zulässt, Grillkohle bereit und man kann sich sein Steak grillen und es im “Seglerzelt” in geselliger Runde verspeisen.

Die Preise für Liegeplatz und Duschen sind gehoben, aber das nimmt man für das tolle Flair, das hier herrscht, gerne in Kauf.

Als Unternehmung an Land bietet es sich vor allem an zu Wandern. Wir haben eine insgesamt etwa 10 km lange Tour zu einem kleinen, feinen Badestrand gemacht. Unsere Große ist auf dem Hinweg super mitgelaufen. Die Kleine saß die meiste Zeit im Buggy. Die konnten wir bisher noch nicht so für’s Wandern begeistern. Und auf dem Heimweg haben sie dann auf wundersame Weise beide in den alten Einsitzer gepasst. 🙂

Åbenrå

Nachdem wir Sønderborg und Dyvig bereits von unserem letzten Segelurlaub in der dänischen Südsee kannten, betraten wir nach dem Anlegen in Aabenraa Neuland.

Der Hafen ist wirklich sehr groß. Unser Hafenführer informierte uns bereits im Vorab darüber, dass es hier gleich zwei Segelclubs gibt und dass die Wege im Hafen recht lang sind. Einmal an Bord des Schiffes überlegt man es sich doch zwei mal, ob man jetzt wirklich auf Toilette muss und den Weg bis zu den Sanitäranlagen auf sich nimmt. 🙂

Auch hier haben unsere Mädels einen schönen Spielplatz gefunden und wir haben uns im Krebsangeln versucht. Hierzu standen an einem Steg extra Krebsangeln, Kescher und Eimer sowie eine Krebsrennbahn bereits. Leider hatten wir hier kein Glück, denn wir schafften es nicht an Muschelfleisch als Köder zu kommen. Das Gummibärchen, das wir stattdessen an die Angel hängten, verschmähten die Krebse leider.

Auf unserem Rückweg machten wir noch mal in Sønderborg fest und dort schafften wir es, dank des richtigen Lockmittels gleich vier Krebse in kürzester Zeit zu angeln. Die wurden natürlich erst mal ganz genau aus sicherer Entfernung angeschaut und durften vor ihrem großen Auftritt auf der Krebsrennbahn noch den Rest des Muschelfleisches vor unseren neugierigen Augen verspeisen.

Die Stadt Åbenrå selbst hat uns nicht so wahnsinnig umgehauen. Ein paar nette Fotos sind trotzdem entstanden.

Von Åbenrå aus haben wir uns über Sønderborg dann wieder auf den Rückweg nach Maasholm gemacht. Ein Fazit zu unserem Familiensegelurlaub auf 31 Fuß gibt es dann im nächsten Blogbeitrag.

Setzt die Segel, Matrosen!

Maasholm, 27.08.2018, 9:20 Uhr, 13°C, teils bewölkt, Windstärke 4 Beaufort, in Böen 6.

Wir fahren unter Maschine aus dem Hafen und aus der Schleimündung auf die offene See. Dort setzen wir die Segel und fahren zum Teil mit der maximal erreichbaren Rumpfgeschwindigkeit von 6,9 Knoten über Grund nach Norden.

Die Mädels finden das anfangs total spannend. Sie sitzen mit ihren Rettungswesten und Lifelines mit im Cockpit und verfolgen alles total interessiert. Zwischendurch gibt’s Apfelschnitze und Schoki. Nach etwa 2 Stunden übermannt sie allerdings die Müdigkeit und sie ziehen sich zu einem Mittagsschläfchen in ihre Koje zurück. Anschließend gibt’s noch ein Käsebrot an der frischen Luft und wir nehmen so langsam Kurs auf Sønderborg.

Das An- und Ablegen ist ja immer etwas spannend. Besonders wenn man das nicht so oft macht. Wir finden aber schnell eine freie Box und legen dort recht problemlos an. Das ganze Manöver dauert mit gutem Verzurren aller 4 Festmacher circa eine Stunde. Und das alles nur, um dann im Büro des Hafenmeisters zu erfahren, dass wir eine zu große Box ausgesucht haben, die 11 Euro pro Nacht mehr kostet, als die für uns passende Größe. Also alles noch mal auf Anfang. Eine passende Box ist schnell gefunden. Doch das Ablegen mit Seitenwind und Zuschauern gestaltet sich holpriger als gehofft. Ein paar mal stupsen wir die Pfähle an. Doch dann fahren wir erhobenen Hauptes zu unserem neuen Anlegeplatz. Das Anlegen dort klappt dann wieder wie am Schnürchen und noch dazu in der Hälfte der Zeit. Das Abendessen haben wir uns nun redlich verdient. 😀

Die nächsten zwei Tage verbringen wir nun in Sønderborg und erkunden dieses schöne Städtchen mal im Sonnenschein und mal bei Regen.

Segeln in der dänischen Südsee

Ferienzeit ist Urlaubszeit. So auch bei uns. Wir machen mal wieder Urlaub, aber eben nicht 2 Wochen all inclusive in der Türkei oder auf Malle, sondern 2 Wochen Segeln in der dänischen Südsee.

Wir haben schon seit geraumer Zeit die Idee, vielleicht mal mit den Mädels für einige Monate rund Ostsee zu segeln. Ob wir das wirklich machen, sei mal dahin gestellt. Aber um uns live und in Farbe anzuschauen, ob diese Idee wirklich umsetzbar wäre, haben wir uns ein Segelboot gechartert, das dem entspricht, was wir uns für diese Aktion vorstellen. Eine Dehler 31. Zur Veranschaulichung hier mal ein Bild aus dem Orginalprospekt von 1988 (Nicht wundern, das Schiffchen hieß früher Duetta 94). Über PCO haben wir die “Wattwurm” gefunden und gechartet.

Am Samstag, den 25.08.2018 ging’s los. Nach einer Einweisung durch den Eigner haben wir uns häuslich eingerichtet und uns, glaube ich, das erste mal gefragt, ob wir es wirklich 5 Monate zu viert in einem so kleinen Boot aushalten würden.

Die ersten zwei Tage haben wir erst mal im Starthafen Maasholm gelegen. Die Wettervorhersage war nicht die beste und wir wollten lieber bei perfekten Bedingungen auslaufen, da wir zuletzt vor 4 Jahren gesegelt sind und damals auch mit nur einem Kind an Bord und einem im Bauch. Insgesamt kann man aber sagen, dass das Segeln mit Kindern stressfreier wird, je älter sie sind. Sie können mehr selbst erledigen, sich selbständig Rettungswesten anziehen und haben einen besseren Gleichgewichtssinn, wenn’s mal etwas schaukelt. Außerdem ist man flexibler, was den Tagesablauf angeht.

Wir haben also das Städtchen Maasholm und die nähere Umgebung erkundet. Dabei Muscheln gesammelt, Obst im Naturerlebniszentrum direkt von Bäumen und Sträuchern genascht und Kühe gefüttert. Auch am zweiten Urlaubstag brauchten wir eine alternative Urlaubsbeschäftigung. Deshalb waren wir im Meerwasser-Wellenbad in Eckernförde.

Kulinarisch hätte der Start in den Urlaub für die Mädels kaum besser sein können. Es gab so oft Pommes mit Ketchup und Mayo wie sonst in einem Monat nicht. 🙂

Am Montag, den 27.08.2018, haben wir dann endlich die Segel gesetzt und sind nach Sønderborg aufgebrochen. Aber dazu mehr im nächsten Blogpost.

Zwei Wochen Sizilien – was war gut, was war weniger schön?

Die Ferienwohnung

Von der Ferienwohnung waren wir positiv überrascht. Wir hatten, wie bei unserem Urlaub in Südengland im letzten Jahr, wieder bei FeWo-direkt nach einer Bleibe gesucht. Dabei waren wir zunächst von den recht hohen Preisen irritiert, fanden aber schließlich eine außergewöhnlich güstige Wohnung, nur 5 Minuten von der Lagune und 10 Minuten vom Kitestrand entfernt. Die Bilder waren ansprechend und so haben wir schließlich gebucht, wenn auch die Frage im Hinterkopf blieb, wo denn da der Haken sein könnte.

Der Kontakt mit dem Vermieter lief schon im Vorfeld reibungslos per WhatsApp. Und dann auch vor Ort war er immer gut zu erreichen und kümmerte sich schnell, wenn mal etwas nicht passte oder wir eine Frage hatten.

Hier mal der Link, damit ihr euch selbst ein Bild machen könnt. Und falls ihr ebenfalls eine günstige Unterkunft für euren Urlaub im Westen Siziliens sucht: unsere Wohnung.

Ausflugsziele

Wir konnten mit den Mädels und angesichts der südländischen Straßen keine großen Sprünge machen. Eine Stunde pro Strecke ist mit kleinen Kindern eigentlich das Maximum, jedenfalls mit unseren. Das bedeutet, dass nur Ziele in höchstens 70 km Entfernung in Frage kamen. Und dazu musste man sie auch irgendwie Kindern schmackhaft machen können (schaut euch dazu auch unseren Artikel zum Thema “Alles eine Frage der Motivation” an).

Wirklich lohnenswert war unser Ausflug ins Naturschutzgebiet Riserva Naturale dello Zingaro. Vom Parkplatz aus kann man dort zu kleinen Badebuchten, Höhlen, Aussichtspunkten und winzigen Museen wandern. Es gab auch eine Strecke, die wir mit unseren 3 und 5 Jahre alten Töchtern gut meistern konnten, und die die beiden (und auch uns) mit einem tollen Kiesstrand und kristallklarem Wasser belohnt hat.

Ein echtes Highlight war auch die Grotta Mangiapane. Ein liebevoll hergerichtetes Dorf, das zum Teil in eine Grotte gebaut wurde und bis in die 60er Jahre noch bewohnt war.

Weitere positive Aspekte

Als Reisezeit ist der Mai wirklich empfehlenswert. Die Temperaturen sind angenehm, nicht zu heiß und nicht zu kalt, es blüht und grünt noch alles und von den Massen an italienischen Touristen, die diese Region im Juli und August überfallen, ist noch nichts zu sehen. Das bedeutet, dass man die Strände und weitere touristische Ziele fast für sich alleine hat.

Außerdem kann man hier tatsächlich Familienurlaub und Kiten miteinander verbinden, wenn man nicht schon “zu alt für den Scheiß” ist. 🙂

Die süditalienische Mentalität

Die Italiener sind wirklich sehr kinderfreundlich. Das haben wir oft gemerkt. Sie bringen dies allerdings auch gerne mal mit einem Kopftätscheln (harmlose Variante) oder einem dicken Kuss (hardcore Variante) zum Ausdruck. Das muss man mögen oder akzeptieren. 😀

Und ganz generell macht man sich im Süden nicht so einen Stress. Das ist bewundernswert und man kann sich da wirklich ‘ne Scheibe abschneiden. Im ersten Moment ist es aber schon befremdlich, wenn die Kassiererin im Supermarkt so gar keine Eile hat die Artikel über den Scanner zu ziehen und nebenbei noch ein Schwätzchen mit dem vorhergehenden Kunden hält, der ebenfalls in aller Seelenruhe seine Sachen in die Taschen packt. Da kann man sich als deutscher Tourist drüber aufregen oder lächeln.

Der Müll

Der ist ein Problem und stört wirklich von Zeit zu Zeit. Auch wenn das Wasser selbst sauber aussah, lag am Strand oft einiges an Abfall herum. Aber nicht nur dort, sondern auch an den Straßen sieht man immer wieder Müllsäcke.

Witzigerweise wurden wir bei unserer Ankunft in der Ferienwohnung sofort in das Mülltrennungssystem eingewiesen und hatten 5 verschiedene Tonnen vor dem Haus stehen. Die Müllabfuhr kam auch gefühlt fast täglich. Die Tonnen wurden aber nur manchmal und dann auch nicht immer komplett geleert, denn die waren bei uns zusammengebunden und das war dem Müllmann dann schon wieder zu viel Arbeit und er ist unverrichteter Dinge wieder gefahren.

 

Alles in allem hat uns der Urlaub auf Sizilien sehr gut gefallen und wir planen nächstes Jahr wieder zu kommen. Dann mit eigenem Kite-Equipment um örtlich flexibler zu sein und mit gesundem Rücken, um das ganze Gepäck nicht umsonst mitgeschleppt zu haben. 😉

Ich bin zu alt für den Scheiß!

Lagune Lo Stagnone

Ich weiß, das letzt Wort der Überschrift schreibt man eigentlich nicht, aber irgendwie passt es.

Eigentlich hatten wir uns unser Urlaubsziel ausgesucht, um Kiten und Familienurlaub zu verbinden (“Unsere nächste Reise steht an“). Dem aufmerksamen Leser wird allerdings nicht entgangen sein, dass von uns bis jetzt noch kein Bericht über Kitesurfen auf Sizilien veröffentlicht wurde. Und das hat leider auch einen Grund: Ich war nämlich noch kein einziges mal kiten.

Alles begann damit, dass ich eine Woche vor unserem Urlaub unsere chinesische Hausdame (so nennen wir liebevoll unseren Staubsaugerroboter) aufheben wollte. Dabei habe ich mir wohl einen leichten Hexenschuss zugezogen. Leicht deshalb, weil ich mich danach noch bewegen konnte. Es sah zwar komisch aus, aber es ging. Die Yogaübungen zur Linderung der Schmerzen haben leider nur das Gegenteil  bewirkt und so blieb mir der Schmerz im Rücken bis zu unserer Reise erhalten. Leider bin ich auch nach wie vor noch so lädiert, dass ich wahrscheinlich schon am Anziehen des Neoprenanzugs scheitern würde. Deshalb habe ich mich, auch um Folgeschäden zu vermeiden, gegen das Kitesurfen in diesem Urlaub entschieden.

Lagune Lo Stagnone
Lagune Lo Stagnone

Kite-technisch ist die Lagune “Lo Stagnone” wirklich sehr zu empfehlen. Allerdings tummeln sich dort hauptsächlich Anfänger und man sollte seinen großen Schirm nicht zu Hause lassen. Innerhalb der letzten acht Tage war der Wind erst dreimal zwischen vier und fünf Beaufort, ansonsten immer zwischen drei und vier. Wer mehr Wind möchte, sollte südlich von Mazara auf’s Wasser. Dort ist es zwar nicht stehtief, aber dafür immer etwas windiger. Und ein Rettungsboot ist auch vorhanden, das einen für 20EUR im Ernstfall wieder sicher an Land bringt.

Wer jetzt denkt, dass ich durch die Kite-Abstinenz viel Geld spare, weil ich mir kein Equipment leihen muss, der irrt sich allerdings. Seit einigen Tagen überlege ich, ob ich doch wieder ernsthaft mit dem Kiten anfangen soll und mir neues Material kaufe. Das kostet zwar dann mehr als die Miete, die ich mir jetzt spare. Es hätte jedoch den Vorteil, dass ich örtlich nicht gebunden wäre und auch am Badestrand kitesurfen könnte, während meine Mädels plantschen oder Muscheln sortieren. Schließlich haben wir die Strände in der Vorsaison oft noch für uns alleine.

Leerer Strand
Ein Strand nur für uns alleine

Mal sehen, ob sich die Kitesurf-Euphorie die nächsten Wochen und Monate hält und ich mir wirklich neues Material zulege – ich werde berichten!

Alles eine Frage der Motivation

Wie geht Urlaub mit Kindern?

Wenn man unsere beiden fragt, dann geht das in etwa so: Man fährt irgendwohin, wo man schon mal war. Da weiß man, was man hat. Und meist war es auch am zuletzt besuchten Urlaubsort am schönsten. Und nein, was Neues machen wir nicht.

Deshalb war die Begeisterung auch zunächst sehr verhalten, als wir vorschlugen diesmal in den Urlaub zu fliegen. Nach einigen Erklärungen, wie Flugzeug fliegen funktioniert, mit vielen tollen Ausschmückungen, wurde dieser Vorschlag dann akzeptiert.

Das Ziel des Fluges – Sizilien – wurde dann recht schnell angenommen, denn da waren die besten Freunde schon mal. Da kann es also nicht so schlecht sein.

Nach dem Flug, der zum Glück unseren fantastischen Beschreibungen in nichts nachstand, war klar, was wir die 14 Tage auf der Insel ausschließlich machen sollten: den ganzen Tag am Strand verbringen und diesen nur verlassen um Eis zu kaufen. Das klingt zwar für ein oder zwei Tage schon verlockend, aber einen ganzen Urlaub lang ist uns “Großen” das dann doch zu langweilig.

Lukas steht der Sinn nach Kiten und Sabrina möchte auch etwas von der Insel sehen, gerne auch ein bisschen Kultur. Wie verkauft man das den Kindern richtig? Alles eine Frage der Motivation!

Am zweiten Tag gab es gleich mal eine harte Nuss zu knacken. Auf dem Plan stand Selinunt, eine griechische Siedlung inklusive wieder aufgebautem Tempel und vielen herumliegenden alten Steinen.

Strategie Nummer 1: Mit einer Belohnung locken

Es war klar, dass wir die knappe Stunde Fahrt nur ohne größeres Gejammer überstehen, wenn am Ende der große Preis winkt: der Nachmittag am Meer. Der Tempel selbst, den ich ganz nebenbei total faszinierend fand, interessierte die Mädels kaum. Doch für eine abenteuerliche Klettertour über die herumliegenden Steinbrocken konnten wir sie begeistern.

Strategie Nummer 2: Man muss nicht alles gesehen haben

Nach einem wieder aufgebauten und einem in Einzelteilen herumliegenden Tempel war dann die Geduld der Kleinen genug strapaziert. Wir hatten zwar erst einen Bruchteil der Ausgrabungen gesehen, aber das musste für heute reichen. Jetzt war es endlich Zeit für den Strand.

Heute waren dann wieder alle Tricks der Psychologie und Pädagogik gefragt, denn das Wetter sah am Morgen weder nach Strand noch nach Eis aus. Deshalb schlug ich einen Ausflug nach Erice vor, das Rothenburg ob der Tauber Siziliens, wenn man unserem Reiseführer Glauben schenkt. Die Reaktion der Mädels: “Wir wollen nicht auf diesen blöden Berg. Wir wollen in der Ferienwohnung bleiben und spielen.”

Mit Strategie 1 haben wir zumindest unsere Kleine geködert. Wir haben mit einem Eis frohlockt, dass es oben auf dem Berg in dem ach so schönen Örtchen gibt. Unsere Große hat das nicht interessiert. Die ist nur widerwillig und mosernd ins Auto eingestiegen.

Da haben wir dann zu Strategie Nummer 3 gegriffen: aus einer Mücke einen Elefanten machen.

Als wir auf den Monte Erice zufuhren, sah es zunächst nicht gut aus. Er war so wolkenverhangen, dass man ihn gar nicht erkannt hat. Näher dran wendete sich allerdings das Blatt. Nur noch die oberste Spitze hing in den Wolken und das war dann schon wieder irgendwie cool. Und wenn man das dann zur unglaublichsten Sensation der Welt aufbauscht (“Schaut mal wie toll das aussieht. Habt ihr so was schon mal gesehen? Ein Berg, der bis zu den Wolken hoch geht?”), dann sagt auch die mosernde 5-jährige plötzlich: “Das ist ja ein cooler Berg. Ich finde alle Berge blöd, außer den hier. Das ist mein Lieblingsberg.”

Der Rest war dann ein Kinderspiel. Strategie 1 ausführen und der Kleinen ihr ersehntes Eis kaufen und Strategie 2 beherzigen und sich mit einer von fünf Kirchen begnügen. So waren alle zufrieden und der Tag war auch ohne Strandbesuch ein Hit.