Nachdem wir in den Pfingstferien schon unseren Sommerurlaub in der Toskana verbracht hatten, stand für die großen Ferien wieder ein Ziel im Norden Europas auf dem Plan. Schon in den letzten zwei Wochen vor der Abfahrt hatte uns das Wetter in Deutschland auf Großbritannien eingestimmt. Es war kühl, windig und zeitweise verregnet und nachdem wir in den letzten Jahren wiederholt in Skandinavien waren, kam schon richtig Urlaubsfeeling auf.
Am Freitag, den 4.8.23, kurz nach 16 Uhr saßen wir alle im gepackten Bus und fuhren zunächst ein ganzes Stück westwärts. In der Nähe von Aachen fand sich ein schöner, ruhiger Stellplatz für die erste Nacht und wir konnten gut erholt in den etwas anstrengenden zweiten Reisetag starten. Im Laufe weniger Stunden passierten wir 4 Ländergrenzen. Am Morgen waren wir noch in Deutschland, fuhren dann durch die Niederlande, Belgien und ein kleines Stückchen Frankreich, um dort in Calais die Fähre nach Dover in England zu nehmen.
Dank des Brexit zog sich die sehr gewissenhafte Passkontrolle ganz schön in die Länge. Der Brite, der uns alle ganz genau mit den Bildern in unseren Pässen verglich, war aber überaus freundlich und hielt noch ein kleines Pläuschchen mit uns. Später sollten wir noch feststellen, dass die Briten insgesamt ein sehr freundliches und zuvorkommendes Völkchen sind.
Wir hatten uns vorgenommen nach der Fährfahrt in England noch bis Cambridge zu fahren. Dort angekommen, war leider der Stellplatz an einem Pub schon bis auf den letzten Platz voll. Die Stimmung unserer kleinen Reisegruppe war mittlerweile auf dem Tiefpunkt und insbesondere die Reisenden aus der zweiten Reihe konnte nur noch ein spätes Abendessen im „Restaurant zur goldenen Möwe“ wieder aufmuntern.
Schließlich fanden wir spät abends einen ruhigen Stellplatz an einem See, wo schon einige andere Camper standen. So kaputt wie wir alle waren, schliefen wir ganz wunderbar. Leider gab es am nächsten Morgen ein böses Erwachen. Ein Reifen unseres Busses war platt. Vor der Abreise hatten wir zum Glück den Luftdruck gecheckt, sogar den des Ersatzrades. Und ich dachte mir noch, dass man so ein Ersatzrad doch sowieso nie braucht. Weit gefehlt! Endlich hatte die glorreiche Stunde des fünften Rads am Wagen geschlagen.
So ein Radwechsel ist ja eigentlich nicht besonders schwer. Nur hatten wir die Rechnung ohne die Radschrauben gemacht. Drei der 5 Schrauben ließen sich weder mit roher Gewalt noch mit lieblichen Worten oder bösen Beschimpfungen bewegen. Zu unserem großen Glück stand auf dem Parkplatz am See auch die freundliche Amy mit ihrem selbst ausgebauten Bus, die uns mit gutem Rat und schließlich auch einem Spaten zum Verlängern des Hebels aushalf. Damit ließen sich die Schrauben letztendlich doch bewegen und wir konnten die Räder tauschen. Zum Dank haben wir Amy einen unserer leckeren fränkischen Weine überlassen, von denen wir reichlich eingepackt hatten. Denn England ist schließlich nicht für seinen Wein bekannt.
Mit etwas Verspätung machten wir uns dann auf den Weg nach Alnwick, das sich noch südlich der schottischen Grenze befindet. Die Fahrt dort hin war auch noch mal ein ganz schöner Gewaltmarsch, denn der Campingplatz, den wir uns ausgesucht hatten, hatte sehr strikte Öffnungszeiten. Auch sonst waren dort an allen Ecken und Enden Schilder mit diversen Ge- und Verboten aufgestellt. Beim Einchecken waren ganze drei Mitarbeiter damit beschäftigt uns in den Computer und eine handgeschriebene Liste aufzunehmen und uns nach einigem Hin und Her einen Platz zuzuweisen. Sie machten den Anschein als sei der ganze Campingplatz voll, dabei war auf dem wunderbar grünen Rasen noch so viel frei. Wahrscheinlich hätten wir aber am nächsten Morgen dem Herrn mit dem Aufsitzmäher im Weg gestanden, der sich hingebungsvoll der Rasenpflege widmete.
Am nächsten Morgen unternahmen wir noch eine kleine Wanderung zu einer Burgruine, die uns quer über Schaf- und Kuhweiden und an einem kleinen Strand vorbei führte, bevor wir uns auf den Weg nach Edinburgh machten und endlich die schottische Grenze überquerten.
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Mittlerweile hatten wir uns auch an den Linksverkehr in Großbritannien gewöhnt. Nur beim Abbiegen mussten wir uns noch gelegentlich gegenseitig erinnern, dass rechts abbiegen hier oben ist, wie links abbiegen zuhause. Auch die Kreisverkehre, die meist mehrspurig sind, im Uhrzeigersinn befahren werden und manchmal sogar mit Ampeln ausgestattet sind, schüchterten uns schon gar nicht mehr so sehr ein.
Die Entfernungsangaben in Yards und Meilen gehen leider nicht so schnell in Fleisch und Blut über. Und man fragt sich zwischendurch schon, warum die Briten auf Teufel komm raus alles anders machen müssen. Ein Wunder, dass sie nicht auch noch die Zeit in anderen Einheiten messen als der Rest Europas.