Der Vildmarksvägen

Pünktlich zu unserer Tour auf Schwedens höchster geteerter Straße kommt die Sonne raus. Schon nach wenigen Kilometern erreichen wir unser erstes Ziel, den Trappstegsforsen. Bei diesem Wasserfall fließt der Fluss über viele kleine Stufen nach unten. Der Wasserfall liegt direkt an der Straße und ist in der Hochsaison sehr gut besucht. Da die Sommerferien in Skandinavien aber schon vorbei sind, ist auch der kleine Imbiss am Parkplatz schon geschlossen. Deshalb gibt es für uns leider keinen Rentier-Burger, der hier so gut schmecken soll.

Unser nächstes Ziel ist die Kirchenstadt Fatmomakke. Wir streifen durch das Örtchen und können sogar in einige der Häuser und Hütten hinein schauen. Und zum krönenden Abschluss gibt es ein leckeres Eis. Hier zahlen wir zum allerersten Mal auf unserer nun schon 5 Wochen währenden Reise mit Bargeld. Und das auch nur, um in den nächsten Tagen ein bisschen Kleingeld für mögliche Übernachtungsplatze und Entsorgungsstationen zu haben. Aber am Ende brauchen wir das gar nicht. Das Reisen in Skandinavien geht wirklich vollkommen bargeldlos. Selbst in der letzten Wildnis Europas.

Die Nacht verbringen wir schließlich auf dem Stekenjokk-Plateau, einer Hochebene oberhalb der Baumgrenze. Hier ziehen kleine Rentiergruppen ganz nah an uns vorbei. In der Nacht werfen wir dann auch mal die Heizung an, da es nur 4°C hat.

Am nächsten Tag fahren wir noch mal ein Stück zurück nach Klimpfjäll um hier ein bisschen zu wandern. Dabei entdecken wir einen ganz tollen Wasserfall, der den Trappstegsforsen eindeutig in den Schatten stellt, den Kullafallet. Nach ausgiebigem Plantschen und Fotografieren sowie einem leckeren Mittagessen, machen wir uns auf den Rückweg. 

Den Nachmittag verbringen wir auf einem Stellplatz am Fluss. Auch hier stehen wir ganz alleine und genießen die Natur. Zuerst nehmen die krasseren 3/4 der Familie ein Bad im Fluss. Das Weichei unter uns duscht lieber mit dem lauwarmen Wasser aus der Solardusche. Später gelingt es uns sogar mithilfe von ganz viel Zunder (Birkenrinde) ein Feuer zu machen und in der Glut eine Kartoffel zu backen. Und zum krönenden Abschluss dieses tollen Tages kuscheln wir uns alle in den Bus und schauen zusammen „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“. 

Auch am nächsten Tag lacht die Sonne und wir beschließen statt einer 12 Kilometer langen Wanderung lieber zu chillen. Aber hier einen richtigen Badestrand zu finden ist gar nicht so leicht. Google Maps hilft auch nur bedingt weiter, denn man hat auf dem Vildmarksvägen nicht überall Netz. Und wenn man dann Empfang hat, kann man auf den Bildern nicht immer zweifelsfrei einen Sand- von einem Steinstrand unterscheiden. Wir finden dann aber doch noch ein idyllisches Plätzchen und genießen die schwedische Wildnis.

À propos Wildnis, erfreulicherweise ist uns hier noch kein Bär über den Weg gelaufen, obwohl diese Region die bärenreichste Europas ist. Hoffen wir mal, dass das so bleibt. Sicherheitshalber haben wir uns natürlich über das richtige Verhalten informiert. Aber die Mädels machen beim Wandern meist sowieso so einen Lärm, dass sie jeden Bär damit vergraulen. 

Am Abend entdecken wir einen ganz idyllisch gelegenen Naturcampingplatz, der von den Bewohnern des Ortes auf ehrenamtlicher Basis betrieben wird. Es gefällt uns so gut, dass wir beschließen noch eine 2. Nacht dort zu verbringen. Das ist erst das zweite Mal auf unserer bisherigen Reise, dass wir für mehr als eine Nacht an einem Ort bleiben. 

Wir genießen einen faulen Tag in der Sonne, lesen und spielen viel. Und die krassen 3/4 der Familie nehmen wieder ein Bad im 13°C kalten See. Ich bevorzuge dagegen wieder die warme Solardusche.

Nach ein paar ganz wundervollen Tagen geht unsere Runde über den Vildmarksvägen zu Ende. Wir haben in den letzten 4 Tagen 388 Kilometer zurück gelegt. Nun werden wir uns wieder nach Osten wenden und noch einmal an die Ostsee zurück kehren, bevor uns unser Weg immer weiter in den Süden Schwedens führen wird.