Unsere zweite Woche in Finnland beginnen wir ganz entspannt an einem schönen Strand in der Nähe von Raahe. Die Mädels plantschen in der Ostsee und wir planen die Route für die kommende Woche. Heute geht es noch bis zum nördlichsten Punkt der Ostsee in Haparanda. Dazu überqueren wir sogar kurzzeitig die Grenze nach Schweden und übernachten mit vielen anderen Campern auf dem Parkplatz des nördlichsten Ikeas der Welt.
Natürlich schlendern wir am nächsten Tag auch durch die Filiale des bekanntesten schwedischen Möbelhauses und genießen eine Portion Plantbollar, bevor wir unsere Reise nach Norden fortsetzen. Nun führt uns unsere Route weg von der Ostesee ins Land der Samen und Rentiere.
Es dauert auch nicht lange, bis wir nach Passieren der Rentier-Warnschilder die ersten Tiere am Straßenrand sehen. Es werden nicht die letzten gewesen sein. Die Warnungen sollte man hier oben wirklich ernst nehmen. Im Laufe der Woche kreuzen noch viele dieser gemächlichen Vierbeiner unseren Weg.
In Rovaniemi beziehen wir mal wieder Quartier auf einem Campingplatz und müssen feststellen, dass die Qualität der Campingplätze im Norden Finnlands abnimmt, während der Preis stetig ansteigt. Wir machen natürlich auch den obligatorischen Abstecher ins Weihnachtsmann-Dorf und überspringen den Polarkreis. Zum Glück ist es im Sommer hier relativ leer. Angesichts der vielen freien Parkplätze und Souvenir-Shops kann man erahnen, was im Winter los ist. Man kann förmlich die Busse voller Touristen aus Fernost vor seinem geistigen Auge sehen, während im Hintergrund Weihnachtslieder in Dauerschleife laufen.
Die Stadt Rovaniemi selbst ist recht enttäuschend. Das Beste ist definitiv der Angry-Birds-Spielplatz, den uns die nette Dame am Empfang des Camping-Platzes empfohlen hatte. Seither haben die Mädels auch eine neue Beschäftigung während der Autofahrten.
Ein Highlight dieser Woche folgt am nächsten Tag mit einer Wanderung auf den Ukko Luosto, einem Berg im Pyhätunturi-Nationalpark. Hier hat sich mal wieder gezeigt, dass alles nur eine Frage der Motivation ist. Aufgrund der bescheidenen Wettervorhersage haben wir den Mädels vorgeschlagen morgens um 4 Uhr aufzustehen um in einem regenfreien Intervall auf den Berg zu steigen. Die Herausforderung haben sie angenommen und so klingelt der Wecker zu nachtschlafender Zeit. So weit oben im Norden ist es aber um diese Zeit schon hell, also alles halb so schlimm. Leider regnet es entgegen der Vorhersage immer noch. Also verkriechen sich Lukas und die Mädels wieder ins Bett und ich halte lesend Wetterwache. Das beschert mir 3 Stunde ungestörte Lesezeit und das dringende Bedürfnis für mehr Koffein.

Gegen 8:00 Uhr brechen wir dann endlich auf und müssen sehr bald festellen, dass der Gipfel leider noch in den Regenwolken steckt, auch wenn es mittlerweile nicht mehr tröpfelt. Aber mit dem Hinweis, dass wir heute bis in die Wolken wandern, sind die Mädels voll dabei und stürmen förmlich die 670 Stufen nach oben, die oberhalb der Baumgrenze auf uns warten. Noch vor dem Mittagessen sind wir vom „Kinder-Mount-Everest“ zurück und alle platt. Den Rest des Tages entspannen wir dann an einem sehr schönen ruhigen Stellplatz an einem Fluss, den wir ganz für uns alleine haben.

Unseren Besuch in Tankavaara zum Goldwaschen vermiest uns leider wieder der Regen, sodass wir gleich weiter ziehen Richtung Inari. In unserem Reiseführer wird beschrieben die Präsenz des Sees sei physisch spürbar. Ganz so blumig würde ich es nicht ausdrücken, aber beeindruckend ist er allemal.

Die Wanderung am Folgetag entlang eines Flusses fällt leider nicht so spaßig aus, wie die letzte. Ab und zu kracht es halt doch mal, wenn man so viel Zeit zusammen verbringt. Die anschließende Fahrt nach Muonio entwickelt sich dann aber wieder zu einem spannenden Erlebnis. Wir nehmen den direkten Weg über die Straße 955. Die ersten 70 Kilometer sind noch geteert und nur etwas holprig. Dann ist den Finnen leider der Teer ausgegangen und die Fahrt geht über eine Schotterpiste weiter. Das ändert sich für die nächsten 60 Kilometer auch nicht und so kriechen wir mit 30 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit geduldig weiter. Die Variation an Regen, die uns präsentiert wird, macht die Fahrt noch spannender. Von Niesel- bis Prasselregen ist in den nächsten Stunden alles dabei.

Nach dieser ereignisreichen Woche sind wir alle platt und machen am Sonntag mal nix. Mittlerweile sind wir in Kilpisjärvi am Dreiländereck Finnland-Schweden-Norwegen angekommen. In dieser Woche haben wir 1158 km zurück gelegt. In der nächsten Woche führt uns unser Weg nach Tromsø und zu den Lofoten.
