Wir sind recht unvorbereitet und damit auch unvoreingenommen nach Finnland gereist. Bisher waren wir noch nie dort und haben uns im Vorhinein nicht wahnsinnig viele Gedanken über das Land gemacht. Einen Reiseführer hatten wir zwar schon vor Monaten gekauft, aber bisher nur kurz reingeschaut um die ungefähre Route zu planen. Kurzum, wir wussten nicht, was uns erwartet.
Die erste Überraschung gab es dann schon auf der Fähre, als es nach 2 Stunden Fahrt noch 11 Uhr war und eine Minute später schon 12:01 Uhr. Finnland liegt in einer anderen Zeitzone. Nur gut, dass das Handy das wusste!
Die nächste Erkenntnis des Tages: die Finnen zahlen auch mit Euro. Nachdem die Dänen und die Schweden jeweils ihre eigene Währung in Form von Kronen hatten und wir in diesen Ländern keinerlei Bargeld gebraucht hatten, haben wir uns vorher gar keine Gedanken über das finnische Geld gemacht. Man kann in Skandinavien wirklich alles mit Karte zahlen, was unglaublich praktisch ist.
Die dritte Überraschung erwartete uns dann auf dem ersten Campingplatz. Englisch wird hier nur rudimentär gesprochen. Man kommt schon irgendwie durch, aber es ist ganz offensichtlich nicht die erste Fremdsprache der Finnen. Das hat uns dann doch mal etwas in der Geschichte Finnlands stöbern lassen.
Das Land ist erst seit gut 100 Jahren eine unabhängige Republik. Sie wurde am 6.12.1917 gegründet. Vorher gehörte Finnland für gut 100 Jahre zu Russland und davor war es für etwa 500 Jahre schwedisch. Das Schwedische ist auch nach wie vor 2. Amtssprache und circa 5% der Bevölkerung sind schwedisch stämmig.
Seit seiner Unabhängigkeit schafft Finnland einen Balanceakt zwischen Ost und West und pflegt enge wirtschaftliche Beziehungen zu Russland. Dazu ist es sicher hilfreicher Russisch im Sprach-Repertoire zu haben als Englisch.
Finnisch nimmt unter den skandinavischen Sprachen eine Sonderstellung ein, da es aus einer anderen Sprachfamilie kommt als die anderen nordischen Sprachen. Es ist verwandt mit dem Estnischen und dem Ungarischen. Es gibt keine Präpositionen aber dafür 15 Fälle. Dabei können mitunter sehr lange Wörter mit für unsere Augen scheinbar willkürlichen Buchstabenkombinationen zustande kommen. Das führte dann unter anderem dazu, dass wir im finnischen Lidl die Übersetzung-App brauchten um heraus zu finden, was wir da einkauften.
Wenn man aus Schweden nach Finnland einreist, kommen einem die anderen Verkehrsteilnehmer hier fast etwas unfreundlich vor. Das liegt aber eher daran, dass die Schweden so unglaublich höflich sind. Selbst wenn man deutlich langsamer als das Tempolimit unterwegs ist, hält der Schwede immer noch Abstand und drängelt nicht. Ganz so geduldig sind die finnischen Autofahrer nicht. Aber im Vergleich zu Deutschland geht es hier immer noch sehr gemächlich auf den Straßen zu.
Die Sauna ist hier wirklich ein ganz wichtiger Bestandteil des täglichen Lebens. Auf dem ersten Campingplatz, gab es genau eine Dusche. Diese war scheinbar für die wenigen ausländischen Touristen und hat völlig ausgereicht, denn die Finnen sind jeden Abend in die Sauna und haben die dort angegliederten Duschen genutzt.
Außer Saunieren, betreiben die Finnen Hobbys, die bei uns eher ein Schattendasein führen. So zum Beispiel Frisbeegolf, Orientierungslauf und Hobbyhorsing. Außerdem lieben sie Kaffee und trinken im europäischen Vergleich die meisten Tassen pro Kopf und Tag.
Alles in allem sind die Finnen also ein recht sympathisches, wenn auch etwas verschrobenes Völkchen.