Ich dachte, wir wären im Urlaub!

Wenn wir von unseren Plänen für eine 8-wöchige Tour durch Skandinavien erzählt haben, dann dachten sich sicher viele: „Ach ja, 8 Wochen Urlaub würde ich auch gerne machen.“ Ich muss da aber mittlerweile widersprechen. Wir machen keinen Urlaub, wir unternehmen eine Reise. Da besteht wirklich ein Unterschied. Ich will damit nicht sagen, dass eine Reise weniger schön ist. Nein, es ist nur etwas anderes als Urlaub. Das möchte ich im Folgenden genauer erklären.

Bei Urlaub denkt man doch zuerst an süßes Nichtstun am Strand, all you can eat Buffet und Sonnenbrand. All das hatten wir bisher noch nicht. Der fehlende Sonnenbrand liegt natürlich an der Wahl unseres Reiseziels und der sorgfältigen Verwendung von Sonnencreme, wenn die Sonne sich mal blicken lässt. Aber auch die anderen beiden genannten Merkmale treffen nicht auf unsere Reise zu.

Wir versorgen uns eigentlich durchgehend selbst, außer einem Eis hier oder einem süßen Teilchen da. Und nicht zu vergessen die leckeren Plantbollar bei Ikea. Der Rest ist aber selbst eingekauft und zubereitet.

Wir haben zu Beginn das Auto ordentlich mit haltbaren Kohlenhydraten voll geladen. Eine ganze große Kiste voller Nudeln, Reis und Kartoffelbrei aus der Tüte. Außerdem Grieß, Linsen und Dosen voller Bohnen und stückiger Tomaten. Alle paar Tage kaufen wir dann frisches Brot, Obst, Gemüse, Joghurt, Käse und Wurst ein. Natürlich landen auch Süßigkeiten und landestypische Schmankerl im Wagen. So haben wir schon Thunfischpaste und Poronkäristys (Rentiergeschnetzeltes) für uns entdeckt. An den getrockneten Fisch haben wir uns hier in Norwegen bisher noch nicht ran getraut.

Interessant sind hier die Packungsgrößen und Preise für Gummibärchen: 2€ für 75 g sind völlig normal. Kein Wunder, dass die Norweger im Schnitt deutlich schlanker sind als die Finnen.

Zum Frühstück gibts bei uns meistens Joghurt, Obst und Haferflocken und/oder Müsli. Manchmal backen wir aber auch Brötchen auf und es gab auch schon mal Baked Beans und Rührei. Mittags gibt es eigentlich immer Brotzeit und abends wird gekocht. Sehr beliebt sind natürlich Nudeln aller Art. „Reis mit Scheiß“ kommt aber auch immer gut an. So bezeichnen wir in internen Kreisen ein Reisgericht mit wechselnder Sauce aus dem, was der Kühlschrank her gibt. Mal eher wie ein Curry, mal eher mexikanisch oder auch mal afrikanisch. Wenn wir Zeit und Muße haben, kochen wir auch was im Omnia, einem Backofen für den Gasherd. Das Ding ist eine echte Offenbarung im Camper. Man kann damit Aufläufe zaubern, Kuchen backen oder frische Brötchen aufbacken.

Eine weitere Entdeckung, die uns das Leben auf Reisen sehr erleichtert, ist Hafermilchpulver. Wir sind keine Kuhmilchtrinker und man kann sich unterwegs nicht drauf verlassen, dass es in jedem Dorfsupermarkt Hafermilch gibt. Außerdem gibt es da große geschmackliche Unterschiede. Wir haben uns also vor Fahrtantritt mit ausreichend Pulver für 8 Wochen eingedeckt. Das ergibt dann in Summe 56 Liter, die wir unmöglich in Tetrapacks hätten mitnehmen können.

Noch ein Punkt, in dem sich unsere Reise von einem Urlaub unterscheidet, ist die Wäsche. Wir haben natürlich nicht Klamotten für 8 Wochen eingepackt. Bei gleich bleibendem Wetter kämen wir etwa 10 bis 14 Tage hin. Wir waschen aber circa 1 x pro Woche. Dann ist nämlich unser Wäschesack voll und ergibt eine ganze Maschinenladung für die durchschnittliche Campingplatz-Waschmaschine. 

Unser letztes Wascherlebnis auf dem Campingplatz in Tromsø war allerdings eine Herausforderung. Der Platz war gut gefüllt und hatte 3 Waschmaschinen aber nur einen funktionierenden Trockner. Wir hatten leider kein Glück und mussten unsere Wäsche im Bus trockenen. Erfreulicherweise hatten wir uns zum ersten Mal dazu entschieden einen Platz mit Strom zu nehmen. So konnten wir den Heizlüfter die ganze Nacht laufen lassen und nach 24 Stunden waren die Schränke wieder voller frischer, trockener Wäsche.

Und zu guter letzt sind wir eigentlich täglich mit der Suche nach einem Stellplatz konfrontiert. Das war in Schweden und Finnland gar kein Problem. Wir haben eine gute App mit sehr vielen verzeichneten Plätzen, vom einfachen kostenlosen Stellplatz an der Straße bis zum Luxus-Campingplatz. Hier auf den Lofoten gestaltet sich die Suche aber nicht immer ganz einfach. Es ist doch erstaunlich voll hier und die meisten möchten kostenlos auf einem Parkplatz stehen. Wenn man da spät dran ist, sucht man auch mal länger nach einem passenden Eckchen. Dazu kommt, dass manche Campingplätze schon geschlossen sind. Aber bisher haben wir noch immer was nettes gefunden.

Die Art und Wiese wie wir unterwegs sind, mag nicht für jeden etwas sein, aber für uns passt es ganz gut. Und die Reise fühlt sich für uns an wie Urlaub… meistens.