Alles eine Frage der Motivation

Wie geht Urlaub mit Kindern?

Wenn man unsere beiden fragt, dann geht das in etwa so: Man fährt irgendwohin, wo man schon mal war. Da weiß man, was man hat. Und meist war es auch am zuletzt besuchten Urlaubsort am schönsten. Und nein, was Neues machen wir nicht.

Deshalb war die Begeisterung auch zunächst sehr verhalten, als wir vorschlugen diesmal in den Urlaub zu fliegen. Nach einigen Erklärungen, wie Flugzeug fliegen funktioniert, mit vielen tollen Ausschmückungen, wurde dieser Vorschlag dann akzeptiert.

Das Ziel des Fluges – Sizilien – wurde dann recht schnell angenommen, denn da waren die besten Freunde schon mal. Da kann es also nicht so schlecht sein.

Nach dem Flug, der zum Glück unseren fantastischen Beschreibungen in nichts nachstand, war klar, was wir die 14 Tage auf der Insel ausschließlich machen sollten: den ganzen Tag am Strand verbringen und diesen nur verlassen um Eis zu kaufen. Das klingt zwar für ein oder zwei Tage schon verlockend, aber einen ganzen Urlaub lang ist uns “Großen” das dann doch zu langweilig.

Lukas steht der Sinn nach Kiten und Sabrina möchte auch etwas von der Insel sehen, gerne auch ein bisschen Kultur. Wie verkauft man das den Kindern richtig? Alles eine Frage der Motivation!

Am zweiten Tag gab es gleich mal eine harte Nuss zu knacken. Auf dem Plan stand Selinunt, eine griechische Siedlung inklusive wieder aufgebautem Tempel und vielen herumliegenden alten Steinen.

Strategie Nummer 1: Mit einer Belohnung locken

Es war klar, dass wir die knappe Stunde Fahrt nur ohne größeres Gejammer überstehen, wenn am Ende der große Preis winkt: der Nachmittag am Meer. Der Tempel selbst, den ich ganz nebenbei total faszinierend fand, interessierte die Mädels kaum. Doch für eine abenteuerliche Klettertour über die herumliegenden Steinbrocken konnten wir sie begeistern.

Strategie Nummer 2: Man muss nicht alles gesehen haben

Nach einem wieder aufgebauten und einem in Einzelteilen herumliegenden Tempel war dann die Geduld der Kleinen genug strapaziert. Wir hatten zwar erst einen Bruchteil der Ausgrabungen gesehen, aber das musste für heute reichen. Jetzt war es endlich Zeit für den Strand.

Heute waren dann wieder alle Tricks der Psychologie und Pädagogik gefragt, denn das Wetter sah am Morgen weder nach Strand noch nach Eis aus. Deshalb schlug ich einen Ausflug nach Erice vor, das Rothenburg ob der Tauber Siziliens, wenn man unserem Reiseführer Glauben schenkt. Die Reaktion der Mädels: “Wir wollen nicht auf diesen blöden Berg. Wir wollen in der Ferienwohnung bleiben und spielen.”

Mit Strategie 1 haben wir zumindest unsere Kleine geködert. Wir haben mit einem Eis frohlockt, dass es oben auf dem Berg in dem ach so schönen Örtchen gibt. Unsere Große hat das nicht interessiert. Die ist nur widerwillig und mosernd ins Auto eingestiegen.

Da haben wir dann zu Strategie Nummer 3 gegriffen: aus einer Mücke einen Elefanten machen.

Als wir auf den Monte Erice zufuhren, sah es zunächst nicht gut aus. Er war so wolkenverhangen, dass man ihn gar nicht erkannt hat. Näher dran wendete sich allerdings das Blatt. Nur noch die oberste Spitze hing in den Wolken und das war dann schon wieder irgendwie cool. Und wenn man das dann zur unglaublichsten Sensation der Welt aufbauscht (“Schaut mal wie toll das aussieht. Habt ihr so was schon mal gesehen? Ein Berg, der bis zu den Wolken hoch geht?”), dann sagt auch die mosernde 5-jährige plötzlich: “Das ist ja ein cooler Berg. Ich finde alle Berge blöd, außer den hier. Das ist mein Lieblingsberg.”

Der Rest war dann ein Kinderspiel. Strategie 1 ausführen und der Kleinen ihr ersehntes Eis kaufen und Strategie 2 beherzigen und sich mit einer von fünf Kirchen begnügen. So waren alle zufrieden und der Tag war auch ohne Strandbesuch ein Hit.